Artenschutz

Artenschutz im Tierpark Bern: Engagement für bedrohte Tierarten

Engagement für den Artenschutz

Die Artenvielfalt auf der Erde nimmt in alarmierendem Tempo ab – weltweit stehen mittlerweile über 40.000 Tier- und Pflanzenarten auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Der Tierpark Bern sieht es als seine zentrale Aufgabe, zum Schutz bedrohter Arten beizutragen. Unter dem Motto „Mehr Raum für Vielfalt“ verstärkt der Tierpark sein Engagement für Natur- und Artenschutz. Wildtiere im Zoo gelten als Botschafter ihrer bedrohten Artgenossen und tragen durch Schutz- und Erhaltungszucht, Bildungsarbeit und Forschung aktiv zum weltweiten Naturschutz bei. Zusätzlich engagiert sich der Tierpark Bern in der Bildung und Aufklärung der Besucher, um das Bewusstsein für die Wichtigkeit des Artenschutzes und die Bedrohungen durch Lebensraumverlust und Klimawandel zu fördern. So leistet der Tierpark einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt.

Foto: Europäischer Ziesel im Dählhölzli-Zoo, Tambako Photography

Ex-situ Artenschutz: Zuchtprogramme und Erhaltungszuchten

Ein Schwerpunkt des Tierparks liegt auf dem ex-situ Artenschutz, also dem Schutz bedrohter Arten ausserhalb ihres natürlichen Lebensraums. Als Mitglied der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA) und weiterer Verbände (u.a. WAZA, Zooschweiz, VdZ)beteiligt sich der Tierpark Bern an zahlreichen Zuchtprogrammen. Insbesondere nimmt er an rund 20 koordinierten EAZA Ex-situ-Programmen (EEP) teil, die darauf abzielen, genetisch vielfältige Reservepopulationen in Zoos aufzubauen und so das Überleben bedrohter Arten langfristig zu sichern.

Zu den EEP-Arten im Tierpark Bern gehören z.B. der Persische Leopard, der Wisent, der Karpaten-Luchs und die Schnee-Eule. Diese Arten sind in freier Wildbahn gefährdet, und ihre Nachzucht in menschlicher Obhut unterstützt den Arterhalt. Ein Beispiel für den Erfolg der Erhaltungszucht ist der Wisent, der durch internationale Zuchtprogramme gerettet und wieder in die Wildbahn angesiedelt werden konnte. Ebenso wurde der Alpensteinbock, der einst in der Schweiz ausgerottet war, dank Zucht und Auswilderungen wieder angesiedelt.

Neben den intensiv betreuten EEP-Programmen engagiert sich der Tierpark Bern auch in Europäischen Zuchtbüchern (ESB), die als Vorstufe zu den EEPs dienen. Der Tierpark führt unter anderem das Zuchtbuch für den Eurasischen Luchs und beteiligt sich an Programmen für den Papageitaucher und den Himmelblauen Zwerggecko. Diese Programme dienen der Sammlung genetischer Daten und der Vorbereitung gezielter Zuchteinsätze.

Ein weiterer Aspekt der Erhaltungszuchten betrifft alte einheimische Nutztierrassen. In Zusammenarbeit mit der Schweizer Stiftung ProSpecieRara setzt sich der Tierpark Bern für den Erhalt genetischer Vielfalt bei Haus- und Nutztierrassen ein. So werden im Tierpark gefährdete Rassen wie das Appenzeller Spitzhaubenhuhn, die Diepholzer Gans und das Schweizer Fuchskaninchen gehalten und gezüchtet.

Foto: Diepholzer Gans im Dählhölzli-Zoo, Beatrix Werder

Wiederansiedlung und Auswilderungsprojekte

Der Tierpark Bern engagiert sich aktiv in Wiederansiedlungs- und Auswilderungsprojekten. Dabei werden in Zoos geborene Tiere gezielt auf das Leben in freier Wildbahn vorbereitet und in geeignete Lebensräume entlassen. Ein aktuelles Vorzeigeprojekt ist die Wiederansiedlung des Karpaten-Luchses im Rahmen der Initiative „Linking Lynx“. Im Februar 2025 wurde ein junger Karpatenluchs aus dem Tierpark Bern – gemeinsam mit einem zweiten Tier aus dem Wildnispark Zürich Langenberg – nach Deutschland transportiert, um dort in die Freiheit entlassen zu werden, um die genetische Vielfalt der Luchspopulation in Mitteleuropa zu erhöhen.

Die Vorbereitung auf die Auswilderung erfolgt mit grösster Sorgfalt. So musste der Berner Jungluchs vor der Reise diverse Verhaltenstests und medizinische Checks durchlaufen (u.a. Impfungen, Blut- und Herzuntersuchungen). Zudem erhalten alle Auswilderungs-Luchse zur Überwachung ein Senderhalsband. In Deutschland kommen die Jungtiere zunächst in ein grosses, natürliches Eingewöhnungsgehege fernab von Menschen, um dort noch scheuer zu werden und Jagdtechniken zu erlernen. Bestehen sie alle Tests, werden sie schliesslich in ausgewählten geeigneten Waldgebieten freigelassen. Dieses Vorgehen stellt sicher, dass die Tiere optimal auf ein Leben in freier Wildbahn vorbereitet sind.

Der Tierpark Bern erfüllt für die Luchszucht zur Wiederansiedlung höchste Haltungsstandards. Bereits Anfang 2023 wurde im Tierpark ein erfahrenes Luchspaar in einer rund 2000 m² grossen, naturnah gestalteten Anlage zusammengeführt. Diese Anlage bietet zahlreiche Rückzugsstrukturen (hohle Baumstämme, Asthaufen etc.) und minimiert den Kontakt zu Menschen, wie es für eine erfolgreiche Auswilderungszucht vorgeschrieben ist. Im Frühjahr 2024 brachte das Weibchen dort – als erste Luchsjungtiere in Bern seit 14 Jahren – zwei Junge zur Welt . Die Aufzucht verlief vorbildlich: Die Jungtiere wurden von der Mutter in verschiedenen natürlichen Verstecken geschützt und wuchsen scheu und weitgehend ungestört auf. Dieser Zuchterfolg ist ein wichtiger Meilenstein, da er direkt zur Wiederansiedlung beiträgt. Zudem hat der Tierpark Bern innerhalb der Linking Lynx Kooperation eine Leitungsfunktion: Seit 2022 führt die Kuratorin des Tierparks Bern das internationale Zuchtbuch für den Eurasischen Luchs, und seit 2024 ist daraus ein offizielles EAZA-EEP mit langfristigem Managementplan entstanden. Der Tierpark Bern stellt also nicht nur Jungtiere bereit, sondern koordiniert das gesamte Erhaltungszuchtprogramm dieser Art mit.

Foto: Eurasischer Luchs (Lynx Lynx) im Dählhölzli-Zoo, Beatrice Sagara-Zurbrügg

Lokale Naturschutzprojekte in Bern und Umgebung

Der Artenschutz im Tierpark Bern beschränkt sich nicht auf ferne Länder oder exotische Tiere – ein grosser Fokus liegt auf regionalen Naturschutzprojekten in Bern und der Schweiz. Im Rahmen seiner neuen Strategie fördert der Tierpark gezielt Projekte zum Schutz heimischer Tierarten und Lebensräume. Finanziell ermöglicht wird dies vor allem durch den im April 2023 eingeführten freiwilligen „Naturschutzfranken“: Besucher können beim Ticketkauf freiwillig 1 CHF spenden. Die Beteiligung der Gäste ist überwältigend – 96 % der Tagesticket-Besucher spenden den Naturschutzfranken, ebenso zwei Drittel der Jahreskartenkäufer (hier 10 CHF). So kamen bis Ende 2024 insgesamt rund CHF 130’000 zusammen, mit denen der Tierpark Bern sieben regionale und zwei internationale Naturschutzprojekte unterstützt hat. Jede dieser kleinen Spenden leistet einen grossen Beitrag („Kleine Geste, grosse Wirkung“), um vor Ort Lebensräume zu sichern und Arten zu fördern. Zu den geförderten Schutzprojekten in der Region Bern zählen unter anderem:

  • Offene Aue in der Elfenau (Eichholz): In einem Naturschutzgebiet an der Aare wurde durch die Umgestaltung alter Fischteiche eine offene Auenlandschaft geschaffen. Mit Kies, Sand, Totholz und Gewässern entstand ein neuer Lebensraum für zahlreiche heimische Tierarten – von seltenen Pionierpflanzen über Insekten und Amphibien bis zu Vögeln. Gleichzeitig dient die Auenfläche als Schauobjekt für Umweltbildung im Pro Natura Zentrum Eichholz. Dieses Projekt verbessert die Biodiversität direkt vor den Toren der Stadt und sensibilisiert Besucher für die Bedeutung dynamischer Auen.

  • Feuersalamander im Gäbelbachtal: Seit 2016 läuft im Westen Berns ein erfolgreiches Artenschutzprojekt für den Feuersalamander (Salamandra salamandra) – initiiert vom Verein NaturBernWest in Kooperation mit einem Ökobüro (UNA AG). Mit Unterstützung des Tierparks Bern konnte das Projekt 2024 auf neue Gebiete ausgedehnt werden. Ziel ist es, die Salamander-Population langfristig zu schützen, ihre Lebensräume aufzuwerten, Wanderkorridore zu schaffen und die Öffentlichkeit für den Schutz dieser schwarz-gelben Amphibien zu sensibilisieren. Konkret werden z.B. Laichgewässer angelegt, Wälder habitatgerecht gestaltet und Monitoring betrieben.

  • Sumpfspitzmaus im Berner Oberland: Die Sumpfspitzmaus (Neomys milleri), eine kleine Wasserspitzmaus, ist in der Schweiz kaum mehr zu finden und gilt laut Roter Liste als stark gefährdet. Das Bundesamt für Umwelt hat sie als prioritäre Art mit dringendem Förderbedarf eingestuft. 2023/24 finanzierte der Tierpark Bern mit CHF 30’000 ein Projekt zur gezielten Förderung der Sumpfspitzmaus in der Region Grindelwald. In diesem Rahmen wurden 2024 im Berner Oberland systematische Untersuchungen durchgeführt: Mit Lebendfallen kampierten Fachleute im Frühling und Herbst, um neue Vorkommen aufzuspüren, Habitatstrukturen zu analysieren und Daten zur Verbreitung zu sammeln. Die Erkenntnisse fliessen in Schutzmassnahmen ein, etwa die Verbesserung von Uferhabitaten und das Anlegen von Rückzugsbereichen. Dieses Projekt zeigt exemplarisch, wie der Tierpark auch weniger bekannte, “unscheinbare” einheimische Arten fördert, die es ebenso nötig haben.

  • Fischotter-Kartierung „Otterspotter“: Der Eurasische Fischotter (Lutra lutra) war in der Schweiz lange Zeit ausgestorben, kehrt aber zögerlich zurück und ist auf der Roten Liste immer noch stark gefährdet. Um die Wiederkehr dieser heimlichen Wassermarder zu dokumentieren, führen die NGOs Pro Lutra und WWF seit 2017 alle zwei Jahre das Bürgerwissenschafts-Projekt „Otterspotter“ durch. Ehrenamtliche Helfer kartieren dabei nach einheitlichem Protokoll Otterspuren an Gewässern. Im Winter 2023/24 unterstützte der Tierpark Bern die nunmehr vierte Erhebung in den Kantonen Bern und Solothurn. Dank dieser Hilfe konnten noch mehr Gebiete untersucht werden – mit Erfolg: In diversen Regionen wurden wieder Otterspuren entdeckt, erstmals auch an der Emme. Diese Ergebnisse liefern wichtige Hinweise, wo Schutzkorridore nötig sind, und bestätigen, dass der Otter langsam in die Berner Gewässer zurückkehrt. Der Tierpark trägt so zur wissenschaftlichen Grundlage für das Otter-Comeback bei.

  • Lebensraum für Vögel, Eidechsen und Ringelnattern am BärenPark: Direkt unterhalb der Berner Altstadt, am Ufer der Aare neben dem BärenPark, wurde eine monotone Wiese in strukturreiches Wildbiotop umgewandelt. Auf einer Ruderalfläche mit Kiesbänken, Steinhaufen, Totholz und heimischer Wildbepflanzung finden nun viele Arten neuen Lebensraum. Diese ökologisch aufgewertete Fläche bietet Nistplätze und Verstecke für einheimische Vogelarten, Unterschlupf für Reptilien (z.B. Mauereidechsen, vielleicht sogar die seltene Ringelnatter) und Nahrung für unzählige Insekten. In den kommenden Jahren wird sich hier ein Mosaik aus Trocken- und Feuchtbereichen entwickeln. Das Projekt, realisiert vom Tierpark in Zusammenarbeit mit der Stadt Bern, verbindet direkt den städtischen Zoo mit dem lokalen Naturschutz: Besucher können die Veränderungen beobachten und lernen, wie selbst kleine Flächen artenreich gestaltet werden können.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass der Tierpark Bern nicht isoliert arbeitet, sondern eng mit lokalen Naturschutzorganisationen kooperiert. Partner wie Pro Natura Bern, NaturBernWest, Stadtgrün Bern, Pro Lutra, WWF Bern sowie kommunale Stellen werden eingebunden, um eine maximale Wirkung zu erzielen. Indem der Tierpark finanzielle Mittel, Fachwissen und Experten bereitstellt, können wichtige regionale Projekte realisiert werden, die ohne diese Unterstützung nicht möglich wären. So wird der Tierpark Bern seiner Verantwortung gerecht, vor der eigenen Haustür zur Erhaltung der Biodiversität beizutragen.

Foto: Europäischer Fischotter im Dählhölzli-Zoo, Carsten Schmidt

Beteiligung an internationalen Artenschutzprogrammen

Über die regionalen Initiativen hinaus engagiert sich der Tierpark Bern auch in Artenschutzprojekten weltweit. Dabei arbeitet er mit internationalen Naturschutzorganisationen und Expertengruppen zusammen, um bedrohte Arten und Lebensräume in deren Heimat zu schützen. Zwei aktuelle Beispiele, die 2024 mit Hilfe des Tierparks unterstützt wurden, sind:

  • Schutz des Persischen Leoparden im Kaukasus: Der Persische Leopard ist eine vom Aussterben bedrohte Unterart des Leoparden, die im Kaukasus und Nahen Osten vorkommt. Trotz Schutzbemühungen sind die Restbestände klein und isoliert. Mit Mitteln des Naturschutzfrankens fördert der Tierpark Bern ein Projekt zur Untersuchung der aktuellen Situation des Persischen Leoparden im Kleinen Kaukasus. Durchgeführt wird es von der Persian Leopard Working Group (PeLeWG) im Auftrag der IUCN/SSC Cat Specialist Group. In diesem Projekt werden mit modernen Methoden (z.B. Fotofallen, genetische Analysen) Daten über die Leopardenvorkommen erhoben. Ziel ist es, wirksame Schutzstrategien zu entwickeln, um das Überleben dieser Grosskatze im Kaukasus langfristig zu sichern. Konkret sollen die Ergebnisse helfen, Wilderei einzudämmen, Korridore zwischen Teilpopulationen zu schaffen und Behörden vor Ort beim Management zu beraten.

  • Nachhaltige Wiederbelebung von Korallenriffen: Auch marinen Ökosystemen widmet sich der Tierpark Bern. Zusammen mit dem Start-up «rrreefs» fördert er ein innovatives Projekt zur Riffrestauration auf den Philippinen. Die tropischen Korallenriffe zählen zu den artenreichsten, aber auch am stärksten bedrohten Lebensräumen (Stichwort: Korallenbleiche, Überfischung). rrreefs entwickelt in Zusammenarbeit mit lokalen Küstengemeinden modulare künstliche Riffstrukturen, die in zerstörten Riffgebieten versenkt werden. Mit Hilfe der durch den Naturschutzfranken gesammelten Spenden soll ein solches “Tierpark-Riff” in den Philippinen gebaut werden. Dieses künstliche Riff soll jungen Korallen und Fischen neuen Halt bieten und zugleich als Küstenschutz dienen, der die Auswirkungen von Sturmfluten mildert. Das Projekt verbindet ökologische und soziale Nachhaltigkeit: Die lokale Bevölkerung wird einbezogen und profitiert von stabileren Riffen (Fischerei, Tourismus). Sobald genügend Mittel beisammen sind, kann mit dem Bau begonnen werden.

Foto: Persischer Leopard im Dählhölzli-Zoo, Tambako Photography

Wissenschaftliche Forschung im Dienste des Artenschutzes

Alle Artenschutzmassnahmen im Tierpark Bern basieren auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die enge Verzahnung von Forschung und Praxis ist ein Markenzeichen moderner Zoos – so auch in Bern. Mehrere Projekte werden in Kooperation mit Universitäten und Forschungsinstituten durchgeführt, um neue Lösungen für drängende Artenschutzprobleme zu entwickeln.

Ein herausragendes Beispiel ist das Forschungsprojekt zum Schutz von Zoovögeln vor der Vogelgrippe. Angesichts der Ausbreitung des hochpathogenen H5N1-Vogelgrippevirus in Europa (die seit 2021 zahlreiche Wildvögel und auch Zoo-Vögel das Leben kostete) haben der Tierpark Bern, der Zoo Basel und das Institut für Virologie und Immunologie (IVI) ein in Europa einzigartiges Impfprojekt gestartet. Seit August 2023 wird ein innovativer Impfstoff an ausgewählten Vögeln getestet, um einen wirksamen Schutz gegen Vogelgrippe zu gewährleisten. Bis Anfang 2025 konnten 317 Vögel aus 24 verschiedenen Arten – darunter hochbedrohte Arten wie Krauskopfpelikane (Pelecanus crispus) – erfolgreich geimpft werden.

Die Ergebnisse sind äusserst ermutigend: Alle getesteten Vogelarten haben genügend Antikörper gebildet, um vor einer H5N1-Infektion geschützt zu sein. Weder während der Impfung noch danach traten Nebenwirkungen auf. Dieses Forschungsprojekt hat grosse praktische Bedeutung: In der Vergangenheit mussten bei Vogelgrippe-Gefahr wertvolle Tierpark-Vögel aus Sicherheitsgründen wochenlang in engen Stallungen isoliert werden – ein Stress für die Tiere und kaum artgerecht. Dank der Impfung kann dies künftig vermieden werden, was Tierwohl und Artenschutz gleichermassen dient.

Tierparkdirektorin Dr. Friederike von Houwald betont den übergreifenden Nutzen: Das in Zoos gewonnene Fachwissen und die Impf-Erfahrung können bei Bedarf auch bedrohten Wildpopulationen zugutekommen und so einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten. Dieses Projekt demonstriert eindrücklich, wie der Tierpark Bern pionierhafte Forschung vorantreibt – in diesem Fall mit Unterstützung der Universität Bern (IVI) – und konkrete Lösungen zum Schutz bedrohter Arten entwickelt. Nun hofft man, dass die Privatwirtschaft die Impfstoff-Produktion aufgreift, um diese Schutzmassnahme breit verfügbar zu machen.

Auch im Bereich der Verhaltensforschung und Tierökologie ist der Tierpark aktiv. So werden etwa beim Luchs-Auswilderungsprojekt wissenschaftliche Daten erhoben: Jedes freigelassene Tier wird via GPS-Sender verfolgt, und sein Verhalten sowie Überleben im neuen Habitat werden in Studien ausgewertet. In Zusammenarbeit mit Forschungsgruppen werden dabei Rückschlüsse auf Auswilderungserfolge gewonnen, die zukünftig in Leitfäden einfliessen. Zudem arbeitet der Tierpark mit der Universität Bern in weiteren Projekten zusammen – z.B. in der veterinärmedizinischen Forschung (Tierpark-Tierärzte fungieren als Dozierende und Forschungsinitiatoren) und bei ökologischen Monitoring-Programmen im Stadtgebiet. Die wissenschaftliche Begleitung stellt sicher, dass Massnahmen ständig optimiert werden können und der Tierpark lernende Institution bleibt, die ihre Erfahrungen international teilt. Erkenntnisse aus Bern fliessen in Publikationen und auf Tagungen ein, damit auch andere Schutzprojekte davon profitieren.

Foto: Foto: Krauskopfpelikane (Pelecanus crispus) im Dählhölzli-Zoo, Ruth Locher

Kooperationen und Netzwerk

Die Vielfalt und Wirksamkeit der Artenschutzaktivitäten des Tierparks Bern basiert wesentlich auf Kooperationen. Kein wissenschaftlicher Zoo agiert isoliert – echte Erfolge werden erst durch Zusammenarbeit mit Partnern erreicht. Der Tierpark Bern ist daher Teil eines globalen Netzwerks von Zoos, Naturschutzorganisationen und Wissenschaftlern. Durch seine Mitgliedschaften bei EAZA, WAZA, Zooschweiz und dem Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) steht er in ständigem Austausch mit anderen Zoos, um Best Practices im Artenschutz zu entwickeln.

Gemeinsam unterstützen diese Verbände in situ Naturschutzprojekte weltweit und fördern eine Tierhaltung auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand. Auf nationaler Ebene arbeitet der Tierpark Bern eng mit Schweizer Partnerinstitutionen zusammen. So besteht eine Kooperation mit dem Zoo Basel (z.B. beim Vogelgrippe-Impfprojekt), mit dem Wildnispark Zürich (beim Luchsprojekt Linking Lynx wurden Jungtiere gemeinsam ausgewildert) und mit diversen Tier- und Naturschutzvereinen. Der Tierparkverein Bern spielt ebenso eine bedeutende Rolle: Durch Spendenaktionen, Patenschaften und Öffentlichkeitsarbeit trägt er massgeblich zur finanziellen Förderung bei. Dabei setzt sich der Förderverein für eine artgerechte Tierhaltung im Dählhölzli-Zoo sowie die Weiterentwicklung naturnaher Anlagen ein – ein Engagement, das letztlich auch dem Artenschutz zugutekommt.

Wichtige Partner sind zudem staatliche Stellen und NGOs: Der Tierpark arbeitet z.B. mit dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) zusammen, wenn es um nationale Aktionspläne für bedrohte Arten (wie die Sumpfspitzmaus) geht. Er pflegt Kontakte zu Artenschutzorganisationen wie WWF, Pro Natura, IUCN/SSC und spezialisierte Arbeitsgruppen (etwa die Cat Specialist Group für Grosskatzenprojekte). Durch solche Kooperationen kann der Tierpark Fachwissen austauschen, Synergien nutzen und Projekte mit grösserer Reichweite umsetzen. Ein Beispiel ist die „Persian Leopard Working Group“, in der der Tierpark Bern mit internationalen Experten kooperiert, um den Leoparden im Kaukasus zu schützen. Ein anderes Beispiel ist die Zusammenarbeit mit Universitäten: Mit der Universität Bern besteht ein Austausch in den Bereichen Veterinärmedizin, Virologie (IVI) und Naturschutzbiologie, was u.a. Praktika für Studierende im Tierpark und gemeinsame Forschungsprojekte einschliesst.

Nicht zuletzt sucht der Tierpark Bern die Nähe zur Bevölkerung, um Artenschutzanliegen gemeinsam voranzubringen. Durch Bildungsangebote – von Schautafeln über Führungen bis zu Bürgerforschung (Citizen Science bei Projekten wie „Otterspotter“) – wird die Öffentlichkeit aktiv eingebunden. Die beeindruckende Spendenbereitschaft von 96 % der Besucher beim Naturschutzfranken zeigt, dass diese Kooperation mit den Zoogästen funktioniert: Artenschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe, bei der jeder Beitrag zählt. Tierpark und Besucher, Forscher und Tierpfleger, lokale und internationale Partner – sie alle ziehen in Bern an einem Strang.

Foto: Europäische Wisente (Bison bonasus) im Dählhölzli-Zoo, Beatrix Werder

Bedeutung des Artenschutzes im Tierpark Bern

Artenschutz ist im Tierpark Bern kein Nebenschauplatz, sondern Kern der Mission. In seinem Leitbild betont der Tierpark, dass er sich als Teil der weltweiten Bemühungen versteht, die Natur zu bewahren. Die in Bern gehaltenen Tiere sollen stellvertretend Aufmerksamkeit auf ihre gefährdeten Artgenossen lenken und Hoffnungsgeschichten schreiben – sei es durch erfolgreiche Nachzuchten, durch die Rückkehr eines Jungtieres in die Freiheit oder durch die Rettung eines lokalen Biotops. Jeder Zoobesuch im Dählhölzli trägt direkt zum Naturschutz bei. Durch den freiwilligen Naturschutzfranken, der zum Eintrittspreis hinzugefügt werden kann, unterstützen Besucher Projekte zum Schutz und Erhalt von Lebensräumen und bedrohten Tierarten, insbesondere in der Schweiz.

Der Tierpark Bern hat in den letzten Jahren seinen Artenschutzauftrag systematisch ausgebaut. Unter dem ehemaligen Tierparkdirektor Dr. Bernd Schildger wurden zukunftsweisende Ziele formuliert, um den Tierpark in einen modernen Naturschutzzoo zu transformieren. Dazu gehört das Leitbild „Mehr Platz für weniger Tiere“, das bereits umgesetzt wurde – 90 % der Tierparkfläche wurde neu gestaltet, was den Tieren ein besseres Leben und natürliches Verhalten ermöglicht. Menschen können nun die Tiere in möglichst artgemässen Lebensräumen erleben und beim Beobachten spannendes über sie erfahren. Darauf aufbauend heisst es nun unter der aktuellen Direktorin Dr. Friederike von Houwald seit September 2021 „Mehr Raum für Vielfalt“: Das bedeutet, mehr Vielfalt an Arten und Lebensräumen zu fördern, anstatt auf möglichst viele Tiere zu setzen. Praktisch drückt sich das in konkreten Massnahmen aus, z.B. die Fokussierung auf bedrohte Arten wie den Exuma-Wirtelschwanzleguan aus den Bahamas, der 2023 neu im Vivarium einzog. Auch weniger publikumswirksame Arten wie die Sumpfspitzmaus, Hirschkäfer oder einheimische Vogelarten erhalten verstärkte Aufmerksamkeit. Diese strategische Neuausrichtung stellt den Artenschutz ins Zentrum der Tierpark-Philosophie.

Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend: Zahlreiche Nachwuchserfolge bei bedrohten Arten, aktive Beiträge zur Wiederansiedlung in freier Wildbahn, Unterstützung von über 10 Naturschutzprojekten innerhalb von zwei Jahren und wissenschaftliche Durchbrüche wie der Vogelgrippe-Impfstoff belegen, dass der Tierpark Bern seinen Auftrag ernst nimmt. Gleichzeitig bleibt man realistisch: Zoo-Artenschutz kann die Ursachen des Artensterbens (Lebensraumverlust, Klimawandel etc.) nicht allein beseitigen, aber er ist ein wichtiger Baustein im Gesamtkonzept. Durch die Verbindung von Erhaltungszucht, Forschung, Bildung und Feldprojekten entsteht ein ganzheitlicher Ansatz.

Zusammenfassend zeigt das Engagement des Tierpark Bern, wie ein regionaler Zoo globalen Impact haben kann. Ob es die Rettung eines kleinen Salamanders um die Ecke oder des Leoparden im Kaukasus ist – all diese Bemühungen folgen dem Credo: „Schütze, was Du liebst“. Der Tierpark Bern lebt diese Philosophie und lädt die Menschen ein, Teil davon zu sein. So wird der Zoobesuch nicht nur zum Erlebnis, sondern auch zu einem aktiven Beitrag zum Artenschutz, von dem kommende Generationen profitieren. Artenschutz ist im Tierpark Bern gelebte Verantwortung – wissenschaftlich fundiert, vielfältig in den Massnahmen und für alle verständlich aufbereitet.

Foto: Exuma-Wirtelschwanzleguan im Dählhölzli-Zoo, Harold Meyer

EAZA Ex-Situ-Programm (EEP)

Die EEPs (EAZA Ex-situ-Programme) sind Arterhaltungsprogramme der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA), die speziell darauf abzielen, bedrohte Tierarten in menschlicher Obhut zu schützen und zu erhalten. Ex-situ bedeutet hierbei, dass die Tiere ausserhalb ihres natürlichen Lebensraums, etwa in Zoos oder Aquarien, gehalten und gepflegt werden.

Ein EEP-Programm koordiniert die Zucht und Haltung einer bestimmten Tierart über zahlreiche Zoos und Aquarien hinweg, um den Genpool gesund zu halten und die Arterhaltung langfristig zu sichern. Diese Programme werden von Koordinatoren geleitet, die Zucht- und Austauschentscheidungen treffen, um genetische Vielfalt und gesunde Populationen in den teilnehmenden Einrichtungen sicherzustellen.

Die Ziele von EEPs umfassen unter anderem:

  • Sicherung und Pflege genetisch vielfältiger Tierpopulationen.
  • Forschung und Bildung über die Bedürfnisse bedrohter Arten.
  • Unterstützung von Auswilderungsprogrammen: In einigen Fällen können Tiere aus EEP-Programmen in ihre natürlichen Lebensräume zurückgebracht werden, um dort die Wildpopulationen zu stärken.
  • EEP ist ein zentrales Werkzeug der EAZA für den Artenschutz und wird von zahlreichen europäischen Zoos und Aquarien unterstützt.
Foto: Karpaten-Luchs im Dählhölzli-Zoo, Benjamin Boehlert

Engagement für EEP-Programme und Biodiversität

In den EEP-Programmen der EAZA werden rund 400 bis 500 Tierarten betreut. Diese Programme umfassen eine grosse Vielfalt an Tierarten, von Säugetieren und Vögeln über Reptilien und Amphibien bis hin zu Fischen und Wirbellosen.

Die genaue Anzahl an Individuen variiert stark, je nach Art und Bedrohungsstatus. Insgesamt umfasst das EEP-Netzwerk zigtausende Tiere, die in den verschiedenen EAZA-Mitgliedszoos und -aquarien gehalten und gezüchtet werden, um ihre genetische Vielfalt zu erhalten und das langfristige Überleben der Arten zu sichern.

Die Anzahl der Tiere und Arten in den EEPs wird regelmässig aktualisiert und angepasst, je nachdem, wie sich die Bestände in den Zoos entwickeln und welche neuen Arten in das Programm aufgenommen werden. Der Tierpark Bern, auch bekannt als Dählhölzli-Zoo, ist Mitglied der EAZA und beteiligt sich aktiv an vielen der EEP-Arterhaltungsprogramme.

Zusätzlich zum EEP-Engagement setzt sich der Tierpark Bern auch für die Bildung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit ein, indem er zusammen mit dem Tierparkverein Bern Wissen über Artenschutz und Ökosysteme vermittelt. Der Tierpark spielt eine wichtige Rolle bei der Förderung von Artenvielfalt und Umweltschutz und trägt sowohl vor Ort in Bern als auch international zum Schutz gefährdeter Arten bei.

Foto: Europäischer Fischotter im Dählhölzli-Zoo, Carsten Schmidt

Der Tierpark Bern beteiligt sich mit den folgenden bedrohten Tierarten an den EEP-Programmen:

Foto: Tierpark Bern

Alpengämse

Rupicapra rupicapra rupicapra

Die Alpengämse ist ein markantes Symbol der europäischen Gebirgslandschaften. Diese anpassungsfähigen Tiere leben in alpinen Regionen und sind bekannt für ihre beeindruckende Kletterfähigkeit, die ihnen hilft, steiles und felsiges Gelände zu meistern.

Foto: Beatrix Werder

Alpensteinbock

Capra ibex

Der Alpensteinbock ist für seine robusten Kletterfähigkeiten und die charakteristischen gebogenen Hörner bekannt. Diese Tiere kommen vor allem in den europäischen Alpen vor und sind in ihren Hochgebirgshabitaten optimal angepasst. Durch Arterhaltungsprogramme konnten die Bestände dieser ehemals stark bedrohten Art stabilisiert werden.

Foto: Tierpark Bern

Auerhuhn

Tetrao urogallus

Das Auerhuhn ist das grösste Waldhuhn Europas und lebt vorwiegend in alten, strukturreichen Wäldern. Es ist eine gefährdete Art, da Lebensraumverlust und Störungen durch den Menschen zunehmen. Der Schutz und die Nachzucht im Rahmen von EEP-Programmen tragen zur Erhaltung dieser eindrucksvollen Vogelart bei.
Foto: Tierpark Bern

Balistar

Leucopsar rothschildi

Der Balistar, auch Bali-Star genannt, ist ein seltener und wunderschöner Singvogel aus Indonesien, der durch seine schneeweissen Federn auffällt. Aufgrund von Wilderei und Lebensraumverlust ist der Balistar stark bedroht und auf Arterhaltungsprogramme angewiesen, um zu überleben.
Foto: Beatrix Werder

Bolivianischer Totenkopfaffe

Saimiri boliviensis boliviensis

Diese sozialen Primaten sind in Südamerika heimisch und bekannt für ihr lebhaftes Verhalten und ihre komplexen sozialen Strukturen. Sie leben in den Regenwäldern des Amazonasbeckens, deren Abholzung und Fragmentierung ihren Bestand gefährden. EEP-Programme helfen, den Bestand dieser faszinierenden Art zu sichern.
Nahaufnahme einer Sumpfschildkröte
Foto: Tierpark Bern

Europäische Sumpfschildkröte

Emys orbicularis

Die Europäische Sumpfschildkröte ist die einzige Schildkrötenart, die in Mitteleuropa vorkommt. Sie bevorzugt langsam fliessende oder stehende Gewässer, die zunehmend verschwinden oder verschmutzt werden. Arterhaltungsprogramme setzen sich für ihren Schutz und ihre Wiederansiedlung in geeigneten Lebensräumen ein.
Foto: Beatrix Werder

Europäischer Wolf

Canis lupus lupus

Der Europäische Wolf ist ein wichtiger Bestandteil der Ökosysteme, in denen er als Spitzenprädator lebt. Nach jahrhundertelanger Verfolgung kehren Wölfe in einige europäische Regionen zurück, doch sie sind nach wie vor durch Konflikte mit Menschen gefährdet. EEP-Programme fördern Aufklärung und Schutz dieser wichtigen Tierart.

Foto: Tierpark Bern

Europäisches Waldrentier

Rangifer tarandus fennicus

Das Europäische Waldrentier bewohnt boreale Wälder in Skandinavien und Russland. Es ist eine bedrohte Unterart des Rentiers und auf grosse, ungestörte Waldflächen angewiesen. Arterhaltungsprogramme unterstützen die genetische Vielfalt dieser seltenen Art, deren Population abnimmt.
Foto: Fischotter, Carsten Schmidt

Eurasischer Fischotter

Lutra lutra

Der Eurasische Fischotter ist in Flüssen, Seen und Feuchtgebieten zuhause und spielt eine wichtige Rolle als Indikator für die Wasserqualität. Leider sind Fischotter durch Gewässerverschmutzung und Lebensraumverlust gefährdet. EEP-Programme helfen, ihre Populationen zu stabilisieren und ihre Lebensräume zu schützen.
Foto: Beatrix Werder

Karpaten-Luchs

Lynx lynx carpathicus

Der Karpaten-Luchs ist die grösste Unterart des Eurasischen Luchses und bewohnt die Karpaten sowie Teile Osteuropas. Sein Bestand ist aufgrund von Wilderei und Lebensraumverlust gefährdet. Arterhaltungsprogramme setzen sich für den Erhalt dieser majestätischen Art ein.
Foto: Tierpark Bern

Kleinkantschil

Tragulus javanicus

Der Kleinkantschil, ein winziger Huftiervertreter aus den Wäldern Südostasiens, ist für seine geringe Grösse und sein scheues Verhalten bekannt. Er ist aufgrund von Lebensraumverlust bedroht, und EEP-Programme sorgen dafür, dass sein Bestand in menschlicher Obhut erhalten bleibt.
Foto: Beatrix Werder

Krauskopfpelikan

Pelecanus crispus

Der Krauskopfpelikan ist einer der grössten Wasservögel und lebt in Seen und Feuchtgebieten in Europa und Asien. Sein Bestand ist durch Umweltveränderungen und Verschmutzung gefährdet. Arterhaltungsprogramme helfen, diesen prächtigen Vogel zu schützen und zu vermehren.
Foto: Tambako Photography

Moschusochse

Ovibos moschatus wardi

Der Moschusochse ist in der arktischen Tundra beheimatet und an extreme Kälte angepasst. Heute leben Moschusochsen in Grönland, Kanada, Sibirien und Alaska sowie als kleinere Herden in Norwegen und Schweden. Der Klimawandel bedroht ihren Lebensraum, weshalb EEP-Programme den Erhalt dieser faszinierenden Tiere fördern.
Foto: Beatrix Werder

Persischer Leopard

Panthera pardus tulliana

Der Persische Leopard ist eine bedrohte Unterart des Leoparden und lebt im Nahen Osten. Durch Lebensraumverlust und Jagd ist sein Bestand stark gefährdet. Arterhaltungsprogramme helfen, genetische Vielfalt zu sichern.

Foto: Beatrix Werder

Schnee-Eule

Bubo scandiaca

Die Schnee-Eule ist in der arktischen Tundra beheimatet und bekannt für ihr weisses Gefieder. Diese Eulenart ist durch den Klimawandel und Beutemangel bedroht. Arterhaltungsprogramme zielen darauf ab, den Bestand zu sichern und Wissen über die Art zu fördern.
Springtamarin
Foto: Tierpark Bern

Springtamarin

Callimico goeldii

Der Springtamarin lebt in den Regenwäldern des westlichen Amazonasbeckens. Er ist durch Lebensraumzerstörung gefährdet. EEP-Programme schützen diese Art und helfen, ihren Bestand zu sichern, indem sie Nachzuchten und Forschung fördern.
Foto: Tierpark Bern

Stumpfkrokodil

Osteolaemus tetraspis

Das Stumpfkrokodil ist das kleinste der Echten Krokodile und wird daher auch Zwergkrokodil genannt. Es kommt in den Regenwäldern Westafrikas vor. Abholzung und Jagd bedrohen seine Population. Arterhaltungsprogramme tragen zur Erhaltung dieser Art bei.
Foto: Tierpark Bern

Türkisnaschvogel

Cyanerpes cyaneus

Der Türkisnaschvogel, auch als Rotfüssiger Honigsauger bekannt, lebt in tropischen Wäldern und Waldrändern sowie auf Plantagen, wo er oft in kleinen Gruppen zu beobachten ist. Seine Heimat, die tropischen Wälder, wird zunehmend durch Abholzung bedroht, was den Bestand dieser farbenfrohen Art gefährdet.
Foto: Tierpark Bern

Wisent

Bison bonasus

Der Wisent, das grösste europäische Landsäugetier, stand kurz vor dem Aussterben. Durch gezielte Erhaltungsprogramme konnte er erfolgreich wieder in die freie Wildbahn ausgewildert werden. Diese Programme tragen zur Sicherung seines Bestands bei und fördern die genetische Vielfalt, um die Art langfristig zu erhalten.
Foto: Beatrix Werder

Zwergseidenäffchen

Cebuella pygmaea

Zwergseidenaffen sind die kleinsten Krallenaffen und leben bevorzugt in dicht bewachsenen Randzonen tropischer Regenwälder. Als tagaktive Tiere verbringen sie den Grossteil ihrer Zeit mit Nahrungssuche und sozialen Interaktionen. Durch die fortschreitende Abholzung ihrer Lebensräume sind sie stark bedroht.

Europäisches Zuchtbuch (ESB)

Das Europäische Zuchtbuch (ESB) ist ein Programm der EAZA (European Association of Zoos and Aquaria), das der Verwaltung und Erhaltung genetischer Daten von Tierpopulationen in Zoos dient. Während das EEP (EAZA Ex-situ-Programm) auf koordinierte Zucht und Management seltener Arten in Zoos setzt, ist das ESB weniger intensiv und dient hauptsächlich der Beobachtung und Dokumentation der Bestände, ohne konkrete Zuchtziele festzulegen.

Ein ESB wird oft für Tierarten eingerichtet, die noch keinen dringenden Zuchtbedarf haben, bei denen aber dennoch eine genetische und demografische Überwachung wichtig ist. Der ESB-Koordinator sammelt und pflegt Daten über alle in den Zoos vorhandenen Individuen dieser Art, um bei Bedarf eine fundierte Grundlage für spätere Zuchtentscheidungen zu haben.

Das ESB kann als erste Stufe des Arterhaltungsmanagements betrachtet werden, da es eine Grundlage für eine mögliche spätere Aufnahme in das EEP-Programm schafft, falls der Schutzbedarf der Art steigt.

ESB werden derzeit von der EAZA allmählich in EEPs überführt. Durch diese Umwandlung werden die Koordination und Zuchtbemühungen stärker zentralisiert und organisiert, was den langfristigen Erhalt und die genetische Vielfalt der Arten besser sichern soll.

Foto: Papageitaucher (Fratercula arctica) im Dählhölzli-Zoo, Beatrix Werder

Der Tierpark Bern engagiert sich mit folgenden bedrohten Tierarten an ESBs:

Foto: Tierpark Bern

Himmelblauer Zwerggecko

Lygodactylus williamsi

Der Himmelblaue Zwerggecko ist für seine leuchtend blaue Färbung bekannt und stammt aus Tansania. Diese kleinen Geckos bewohnen vorwiegend Bambuswälder und sind durch Lebensraumverlust stark bedroht. Das ESB hilft, die Population zu überwachen und zu erhalten.
Foto: Tierpark Bern

Leopolds Stachelrochen

Potamotrygon leopoldi

Leopolds Stachelrochen ist eine Süsswasserrochenart aus dem Amazonasbecken in Brasilien. Seine markanten schwarzen Flecken machen ihn unverwechselbar. Lebensraumverlust und illegale Fangmethoden bedrohen die Art, weshalb das ESB-Programm zur Beobachtung und Erhaltung beiträgt.
Foto: Naelle Honegger

Papageitaucher

Fratercula arctica

Der Papageitaucher ist ein charismatischer Seevogel, der an kühlen Küsten des Nordatlantiks lebt. Durch Klimawandel und Rückgang seiner Nahrungsquellen ist sein Bestand gefährdet. Das ESB sichert den Überblick über die Populationen in Zoos und unterstützt langfristig den Schutz dieser Art.
Foto: Joel Burgunder

Rothaubenturako

Tauraco erythrolophus

Der Rothaubenturako ist ein auffälliger Vogel aus Zentralafrika, der durch seine rote Federhaube und grünes Gefieder besticht. Er lebt in dichten Wäldern, die zunehmend zerstört werden. Das ESB trägt zur Überwachung der Zucht und Pflege dieser schönen Art bei.
Foto: Tierpark Bern

Eurasischer Braunbär

Ursus arctos arctos

Der Eurasische Braunbär ist eine der bekanntesten Bärenarten Europas. Er war in vielen Regionen bereits ausgestorben, kehrt aber durch Schutzmassnahmen zurück. Das ESB hilft, die Bestände zu beobachten und ihre genetische Vielfalt zu bewahren, um den Bestand langfristig zu sichern.
Foto: Tierpark Bern

Ussurischer Braunbär

Ursus arctos lasiotus

Der Ussurische Braunbär lebt in den Wäldern Russlands und Chinas und ist durch Abholzung und Jagd bedroht. Diese Unterart des Braunbären wird im ESB geführt, um ihre genetische Vielfalt zu überwachen und die Art für zukünftige Generationen zu bewahren.

Traditionelle Nutztierrassen im Tierpark Bern: Artenschutz mit ProSpecieRara

ProSpecieRara ist eine Schweizer Stiftung, die sich für den Erhalt und die Förderung der genetischen Vielfalt bei Tieren und Pflanzen einsetzt. Ziel ist es, alte, seltene und vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen zu schützen, die in der modernen Landwirtschaft zunehmend verdrängt werden. Der Tierpark Bern beteiligt sich mit der Haltung folgender traditioneller Nutztierrassen an den Programmen von ProSpecieRara, um deren Bestand zu sichern und das Bewusstsein für diese wertvollen Rassen zu stärken:
Foto: Tierpark Bern

Appenzeller Spitzhaubenhuhn

Gallus gallus domesticus

Das Appenzeller Spitzhaubenhuhn ist eine alte Schweizer Hühnerrasse, die für ihre charakteristische Federhaube und Widerstandsfähigkeit bekannt ist. Diese robuste Rasse wird seit Jahrhunderten in der Schweiz gezüchtet und steht heute symbolisch für die Vielfalt der heimischen Geflügelzucht.
Foto: Beatrix Werder

Diepholzer Gans

Anser anser domesticus

Die Diepholzer Gans ist eine alte Nutztierrasse, die ursprünglich aus Norddeutschland stammt. Bekannt für ihre gute Anpassungsfähigkeit an Feuchtgebiete, ist diese Rasse in der modernen Landwirtschaft selten geworden und wird daher durch ProSpecieRara und den Tierpark Bern unterstützt.
Foto: Tierpark Bern

Schweizer Fuchskaninchen

Oryctolagus cuniculus domestic

Das Schweizer Fuchskaninchen zeichnet sich durch sein dichtes, langes Fell aus, das an einen Fuchspelz erinnert. Diese seltene Kaninchenrasse ist in der Schweiz beheimatet und wird im Rahmen des ProSpecieRara-Programms gefördert, um ihre Vielfalt und ihre wertvollen genetischen Eigenschaften zu bewahren.

Der Weg zurück in die Natur

Der Tierpark Bern engagiert sich nicht nur für den Erhalt bedrohter Tierarten durch gezielte Zuchtprogramme und Schutzmassnahmen, sondern setzt auch auf einen entscheidenden nächsten Schritt: die Rückkehr der Tiere in ihre natürlichen Lebensräume. Wiederansiedlungs- und Auswilderungsprojekte spielen eine zentrale Rolle im Artenschutz, denn sie helfen, bedrohte Populationen zu stabilisieren und ökologische Gleichgewichte wiederherzustellen.

Durch sorgfältige Vorbereitung, wissenschaftliche Begleitung und enge Zusammenarbeit mit Naturschutzorganisationen gelingt es Tiere optimal auf ein Leben in der Wildnis vorzubereiten. Ob Eurasischer Luchs, Wisent oder Europäische Sumpfschildkröte – der Tierpark Bern hat bereits zahlreiche Arten erfolgreich in die Freiheit entlassen. Erfahren Sie mehr über die Auswilderungsprojekte des Tierparks Bern und die beeindruckenden Erfolge, die bereits erzielt wurden.

Zu den Auswilderungsprojekten im Tierpark Bern