Foto: Beatrix Werder
03. März 2025

Auswilderungsprojekte im Tierpark Bern

Der Tierpark Bern und sein Engagement für den Artenschutz

Seit seiner Gründung am 5. Juni 1937 hat sich der Tierpark Bern schrittweise zu einer bedeutenden Institution im Bereich des Artenschutzes entwickelt. Der Tierpark Bern setzt sich inzwischen aktiv für den Schutz, die Bestandesstützung und die Wiederansiedlung bedrohter Tierarten ein. Durch zahlreiche Projekte hat der Tierpark Bern zusammen mit anderen Organisationen massgeblich zur Erhaltung verschiedener Wildtierpopulationen in der Schweiz und darüber hinaus beigetragen. Wiederansiedlungen, Wiedereinbürgerungen und Auswilderungen sind dabei zentrale Massnahmen, um die Biodiversität zu bewahren, Ökosysteme zu stabilisieren und natürliche Prozesse zu fördern.

Hier können Sie mehr über die bedeutendsten Projekte lesen, an denen der Tierpark Bern beteiligt war, und erfahren, wie er sich für den Schutz und die Wiederansiedlung bedrohter Tierarten starkmacht.

Foto: Europäischer Ziesel (Spermophilus citellus), Beatrix Werder

Wiedereinbürgerung und Bestandesstärkung von Säugetieren

Eurasischer Luchs (Lynx lynx)

  • Der Tierpark Bern beteiligt sich an Wiederansiedlungsprojekten des Eurasischen Luchses in Deutschland und unterstützt mit dem Projekt „Linking Lynx“ die Vernetzung isolierter Luchspopulationen.

  • Zudem wurde 2025 ein junger Berner Luchs für die Auswilderung übergeben.

Europäischer Ziesel (Spermophilus citellus)

  • Der Tierpark Bern beteiligt sich seit 2024 an einem internationalen Wiederansiedlungsprojekt in Tschechien.

  • 15 Berner Ziesel (10 Jungtiere, 5 adulte) wurden in Odolický vrch ausgewildert.

  • Soft-Release-Methode: Vorgegrabene Baue, geschützte Eingewöhnungszonen und gezielte Anreize zur eigenen Höhlenbildung.

  • Erste Beobachtungen zeigen, dass sich die Tiere gut anpassen.

  • Langfristiges Ziel: Stabilisierung der Population durch weitere Freilassungen.

Wisent (Bison bonasus)

  • Seit dem Jahr 2000 engagiert sich der Tierpark Bern aktiv in der Wiederansiedlung des Wisents. Ziel des Programms ist es, die genetische Vielfalt zu sichern und die Art langfristig in geeigneten Lebensräumen wiederanzusiedeln.

  • Seit 2000 wurden 19 Wisente aus Bern in verschiedene Schutzgebiete in Europa freigelassen mit dem langfristigen Ziel der Etablierung stabiler Populationen in ganz Europa.

Alpensteinbock (Capra ibex ibex)

  • Der Steinbock wurde im 19. Jahrhundert in der Schweiz ausgerottet, doch dank Wiederansiedlungsprojekten kehrte er erfolgreich in die Alpen zurück. Die ersten Tiere stammten aus Italien und wurden in Schweizer Wildparks gezüchtet. Ab 1911 wurden Tiere in verschiedenen Alpenregionen freigelassen.

  • Der Tierpark Bern war an späteren Wiederansiedlungsprojekten in der Schweiz, Österreich und Italien beteiligt.

  • Zudem unterstützte der Tierpark die Ansiedlung von Steinböcken in Rumänien im Jahr 1979.

Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris)

  • In den 1980er Jahren beteiligte sich der Tierpark Bern an der Bestandesstärkung der Wildkatzenpopulation im Schweizer Jura.

  • Zwischen 1984 und 2004 unterstützte der Tierpark Bern die Wiedereinbürgerung der Wildkatze in Deutschland mit Nachzuchttieren.

Alpenmurmeltier (Marmota marmota)

  • Der Tierpark Bern stellte Tiere für die Wiederansiedlung des Alpenmurmeltiers im Neuenburger Jura (Creux-du-Van) zur Verfügung.

Feldhase (Lepus europaeus)

  • Zwischen 1973 und 1979 wurden Feldhasen aus dem Tierpark Bern in der Region Bern und im Seeland freigelassen, um die Bestände zu stabilisieren.

Foto: Der Steinkauz (Athene noctua)

Wiedereinbürgerung und Bestandesstärkung von Vögeln

Uhu (Bubo bubo)

  • 1972 begann der Tierpark Bern mit der Bereitstellung von Nachzuchttieren für ein Wiederansiedlungsprojekt im Schweizer Jura. Insgesamt wurden in Kooperation mit anderen Zoos über 160 Uhus ausgewildert.

  • 1976 fand die erste erfolgreiche Brut in freier Wildbahn statt. Heute ist die Uhu-Population in der Schweiz stabil.

Waldrapp (Geronticus eremita)

  • Der Tierpark Bern beteiligte sich an der Wiedereinbürgerung des Waldrapps in Nordmarokko (Ain Tijja). Ab 1999 wurden Nachzuchtvögel für ein Auswilderungsprojekt bereitgestellt.

Rebhuhn (Perdrix perdrix)

  • Zwischen 1999 und 2004 unterstützte der Tierpark Bern Projekte zur Bestandesstärkung des Rebhuhns in den Kantonen Genf (Champagne genevoise) und Schaffhausen (Klettgau). Trotz intensiver Schutzbemühungen ist die Art in der Schweiz praktisch verschwunden. Nur im Kanton Genf konnten sich wenige Paare halten.

Steinkauz (Athene noctua)

  • Der Tierpark Bern unterstützt seit 2019 ein Wiederansiedlungsprojekt in Deutschland.

  • Jungkauzzucht in Bern und Soft-Release in Deutschland.

  • Erste Erfolge: Bis 2019 bereits 21 Brutplätze mit 13 erfolgreichen Paaren.

Turmfalke (Falco tinnunculus)

  • Über 50 Jungfalken aus der Nachzucht des Tierparks wurden zwischen 1975-1994 erfolgreich ausgewildert.

  • Soft-Release mit Nistboxen: Vögel gewöhnten sich in geschützten Nistkästen an die Umgebung.

Schleiereule (Tyto alba)

  • Zwischen 1981 und 1990 stellte der Tierpark Bern etwa 50 Schleiereulen für Wiederansiedlungsprojekte in der Romandie und im Kanton Bern bereit.

Foto: Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis)

Schutzprojekte für Reptilien

Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis)

  • Der Tierpark Bern engagiert sich gemeinsam mit dem Projekt „SwissEmys“ seit 2022 für die Wiederansiedlung der Europäischen Sumpfschildkröte, die in der Schweiz als vom aussterben bedroht gilt.

  • 2022: Erste Auswilderung von 16 Jungtieren in einem geschützten Feuchtgebiet der Westschweiz.

  • 2023: Weitere 9 Jungtiere wurden im Alten Zihlkanal (zwischen Neuenburger- und Bielersee) freigelassen.

  • Vor der Freilassung wurden die Tiere auf Krankheiten untersucht und markiert, um ihre Entwicklung zu überwachen.

  • Das Projekt setzt auf ein „Head-Starting“-Programm, bei dem Jungtiere geschützt aufgezogen werden, um eine höhere Überlebenschance nach der Freilassung zu haben.

Marmorierter Rosenkäfer (Protaetia speciosa)

  • Der Marmorierte Rosenkäfer ist eine selten gewordene Art, die früher in der Schweiz weit verbreitet war.

  • Seit 2021 arbeitet der Tierpark Bern an einem Projekt zur Wiederansiedlung dieser Käferart in naturnahen Wäldern und Wiesen.

  • Zuchtprogramm: Erste Larven wurden in einer speziell vorbereiteten Holzsubstrat-Anlage aufgezogen.

  • Geplante erste Freilassungen ab 2025 an mehreren geeigneten Standorten in Bern in vorbereiteten „Käfer-Treffs“ mit Totholzstrukturen.

  • Langfristiges Ziel: Wiederherstellung stabiler Populationen durch Schutz und Förderung alter Laubbäume und Totholzbereiche.

Nashornkäfer (Oryctes nasicornis)

  • Seit 2021 arbeitet der Tierpark Bern an der Wiederansiedlung des Nashornkäfers in Bern.

  • 2024: Erste Freilassung von 50 Larven in Bern.

  • Neue Lebensräume: „Käfer-Treffs“ mit Totholz und Komposthaufen.

Ringelnatter (Natrix natrix)

  • Zwischen 1991 und 1999 unterstützte der Tierpark Bern die Bestandesstärkung der Ringelnatter im Kanton Bern. Dabei wurden 53 Tiere an Schutzprojekte der KARCH (Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz) übergeben.

Aspisviper (Vipera aspis atra)

  • Seit 1991 unterstützt der Tierpark Bern Schutzmassnahmen für die Aspisviper im Berner Oberland. 15 Tiere wurden für Wiederansiedlungsprogramme bereitgestellt.

Foto: Karpaten-Luchs im Dählhölzli-Zoo, Benjamin Boehlert

Ein Schlüsselakteur im Artenschutz

Der Tierpark Bern hat in den vergangenen Jahrzehnten eine wichtige Rolle bei der Erhaltung bedrohter Tierarten gespielt. Die Projekte zeigen, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Zoos, Naturschutzorganisationen und lokalen Behörden für den langfristigen Schutz der Biodiversität ist. Der Tierpark Bern bleibt weiterhin eine zentrale Institution im Artenschutz und setzt sich für nachhaltige Lösungen zum Erhalt bedrohter Tierarten ein.

Engagement für die Zukunft

Erfahren Sie mehr über die Artenschutzziele des Tierparks und wie er sich für die Zukunft der Artenvielfalt einsetzt. Zu den Artenschutzzielen

Foto: Wisent (Bison bonasus)

Der Tierparkverein Bern – Eine starke Stütze für den Artenschutz

Seit vielen Jahren engagiert sich der Förderverein für den Erhalt und die Weiterentwicklung des Berner Tierparks. Durch Spenden, Mitgliedschaften und ehrenamtliches Engagement ermöglicht der Tierparkverein Bern den Ausbau naturnaher Anlagen und die Förderung von Bildungsprogrammen.

Erfahren Sie mehr über die Geschichte und den Einsatz des Fördervereins – die treibende Kraft hinter dem Tierpark Bern.

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