Der Tierpark Bern und sein Engagement für den Artenschutz
Seit seiner Gründung am 5. Juni 1937 hat sich der Tierpark Bern schrittweise zu einer bedeutenden Institution im Bereich des Artenschutzes entwickelt. Der Tierpark Bern setzt sich inzwischen aktiv für den Schutz, die Bestandesstützung und die Wiederansiedlung bedrohter Tierarten ein. Durch zahlreiche Projekte hat der Tierpark Bern zusammen mit anderen Organisationen massgeblich zur Erhaltung verschiedener Wildtierpopulationen in der Schweiz und darüber hinaus beigetragen. Wiederansiedlungen, Wiedereinbürgerungen und Auswilderungen sind dabei zentrale Massnahmen, um die Biodiversität zu bewahren, Ökosysteme zu stabilisieren und natürliche Prozesse zu fördern.
Hier können Sie mehr über die bedeutendsten Projekte lesen, an denen der Tierpark Bern beteiligt war, und erfahren, wie er sich für den Schutz und die Wiederansiedlung bedrohter Tierarten starkmacht.

Wiedereinbürgerung und Bestandesstärkung von Säugetieren
Eurasischer Luchs (Lynx lynx)
- Der Tierpark Bern beteiligt sich an Wiederansiedlungsprojekten des Eurasischen Luchses in Deutschland und unterstützt mit dem Projekt „Linking Lynx“ die Vernetzung isolierter Luchspopulationen.
- Zudem wurde 2025 ein junger Berner Luchs für die Auswilderung übergeben.
Europäischer Ziesel (Spermophilus citellus)
- Der Tierpark Bern beteiligt sich seit 2024 an einem internationalen Wiederansiedlungsprojekt in Tschechien.
- 15 Berner Ziesel (10 Jungtiere, 5 adulte) wurden in Odolický vrch ausgewildert.
- Soft-Release-Methode: Vorgegrabene Baue, geschützte Eingewöhnungszonen und gezielte Anreize zur eigenen Höhlenbildung.
- Erste Beobachtungen zeigen, dass sich die Tiere gut anpassen.
- Langfristiges Ziel: Stabilisierung der Population durch weitere Freilassungen.
Wisent (Bison bonasus)
Seit dem Jahr 2000 engagiert sich der Tierpark Bern aktiv für die Wiederansiedlung des Wisents, dem europäischen Verwandten des amerikanischen Bisons. Ziel des Programms ist es, die genetische Vielfalt der Art zu sichern und langfristig stabile Populationen in geeigneten Lebensräumen Europas zu etablieren.
Bis heute wurden 19 Wisente aus Bern in verschiedene Schutzgebiete Europas abgegeben und freigelassen – unter anderem im Rahmen des EAZA-EEP-Zuchtprogramms.
Ein besonderes Highlight:
2021: Zwei Berner Jungbullen wurden in das Wiederansiedlungsprojekt im Kaukasus überführt.
2023: Die Wisentkuh „Uraya“, 2016 im Tierpark Bern geboren, wurde gemeinsam mit neun weiteren Tieren in der Kernzone des Shahdag Nationalparks (Aserbaidschan) ausgewildert – einem über 130.000 Hektar grossen Gebiet an den Südhängen des Grossen Kaukasus. Dank Fotodokumentationen des WWF Deutschland konnte ihre erfolgreiche Integration in die mittlerweile über 60 Tiere starke Herde bestätigt werden.
Seit Beginn des Projekts sind im Nationalpark bereits 27 Kälber geboren – ein wichtiger Schritt hin zu einer selbsterhaltenden Population in dieser wildreichen Region mit naturnahen Buchenurwäldern (Fagus orientalis).
Alpensteinbock (Capra ibex ibex)
- Der Steinbock wurde im 19. Jahrhundert in der Schweiz ausgerottet, doch dank Wiederansiedlungsprojekten kehrte er erfolgreich in die Alpen zurück. Die ersten Tiere stammten aus Italien und wurden in Schweizer Wildparks gezüchtet. Ab 1911 wurden Tiere in verschiedenen Alpenregionen freigelassen.
- Der Tierpark Bern war an späteren Wiederansiedlungsprojekten in der Schweiz, Österreich und Italien beteiligt.
- Zudem unterstützte der Tierpark die Ansiedlung von Steinböcken in Rumänien im Jahr 1979.
Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris)
- In den 1980er Jahren beteiligte sich der Tierpark Bern an der Bestandesstärkung der Wildkatzenpopulation im Schweizer Jura.
- Zwischen 1984 und 2004 unterstützte der Tierpark Bern die Wiedereinbürgerung der Wildkatze in Deutschland mit Nachzuchttieren.
Alpenmurmeltier (Marmota marmota)
- Der Tierpark Bern stellte Tiere für die Wiederansiedlung des Alpenmurmeltiers im Neuenburger Jura (Creux-du-Van) zur Verfügung.
Feldhase (Lepus europaeus)
- Zwischen 1973 und 1979 wurden Feldhasen aus dem Tierpark Bern in der Region Bern und im Seeland freigelassen, um die Bestände zu stabilisieren.

Wiedereinbürgerung und Bestandesstärkung von Vögeln
Uhu (Bubo bubo)
Seit 1972 engagiert sich der Tierpark Bern für die Wiederansiedlung des Uhus in der Schweiz. In Zusammenarbeit mit anderen Zoos wurden über 160 Nachzuchttiere im Schweizer Jura freigelassen. Bereits 1976 konnte die erste erfolgreiche Brut in freier Wildbahn dokumentiert werden. Heute gilt die Uhu-Population in der Schweiz als stabil. Auch über die Landesgrenzen hinaus setzt sich der Tierpark für den Schutz dieser beeindruckenden Eulenart ein:
2023 wurden drei in Bern aufgezogene Jungtiere nach Šiauliai in Litauen gebracht und dort – nach sorgfältiger Vorbereitung – ausgewildert. Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten: Ein Berner Weibchen verpaarte sich mit einem wilden litauischen Männchen. Dank GPS-Tracking und Kameraüberwachung wurde eine natürliche Brut mit drei geschlüpften Jungtieren dokumentiert – ein klarer Beleg für die gelungene Integration in die freie Wildbahn.
Waldrapp (Geronticus eremita)
- Der Tierpark Bern beteiligte sich an der Wiedereinbürgerung des Waldrapps in Nordmarokko (Ain Tijja). Ab 1999 wurden Nachzuchtvögel für ein Auswilderungsprojekt bereitgestellt.
Rebhuhn (Perdrix perdrix)
- Zwischen 1999 und 2004 unterstützte der Tierpark Bern Projekte zur Bestandesstärkung des Rebhuhns in den Kantonen Genf (Champagne genevoise) und Schaffhausen (Klettgau). Trotz intensiver Schutzbemühungen ist die Art in der Schweiz praktisch verschwunden. Nur im Kanton Genf konnten sich wenige Paare halten.
Steinkauz (Athene noctua)
Turmfalke (Falco tinnunculus)
- Über 50 Jungfalken aus der Nachzucht des Tierparks wurden zwischen 1975-1994 erfolgreich ausgewildert.
- Soft-Release mit Nistboxen: Vögel gewöhnten sich in geschützten Nistkästen an die Umgebung.
Schleiereule (Tyto alba)
- Zwischen 1981 und 1990 stellte der Tierpark Bern etwa 50 Schleiereulen für Wiederansiedlungsprojekte in der Romandie und im Kanton Bern bereit.

Schutzprojekte für Reptilien
Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis)
Der Tierpark Bern engagiert sich gemeinsam mit dem Projekt „SwissEmys“ seit 2021 für die Wiederansiedlung der Europäischen Sumpfschildkröte, die in der Schweiz als vom Aussterben bedroht gilt.
- 2021: Erste Auswilderung von 18 Jungtieren in einem Feuchtgebiet bei Genf
- 2022: Weitere 16 Tiere aus dem Tierpark bei Genf sowie 17 Tiere von SwissEmys (im Tierpark untersucht) in Les Teppes und Rouelbeau freigelassen
- 2023: 9 Jungtiere beim Alten Zihlkanal (Kanton Neuenburg) ausgewildert
- 2024: 7 Jungtiere entlang der Rhône (Nähe Genfersee) & 2 subadulte Weibchen beim Alten Zihlkanal
- 2025: 30 Schildkröten des Tierparks im Naturschutzgebiet Cheyres (Kanton Freiburg) freigelassen
Vor jeder Freilassung erfolgen Gesundheitschecks und Markierungen. Das Projekt setzt auf ein „Head-Starting“-Programm: Jungtiere werden in geschützter Umgebung aufgezogen, um ihre Überlebenschancen nach der Freilassung zu erhöhen.
Marmorierter Rosenkäfer (Protaetia speciosa)
- Der Marmorierte Rosenkäfer ist eine selten gewordene Art, die früher in der Schweiz weit verbreitet war.
- Seit 2021 arbeitet der Tierpark Bern an einem Projekt zur Wiederansiedlung dieser Käferart in naturnahen Wäldern und Wiesen.
- Zuchtprogramm: Erste Larven wurden in einer speziell vorbereiteten Holzsubstrat-Anlage aufgezogen.
- Geplante erste Freilassungen ab 2025 an mehreren geeigneten Standorten in Bern in vorbereiteten „Käfer-Treffs“ mit Totholzstrukturen.
- Langfristiges Ziel: Wiederherstellung stabiler Populationen durch Schutz und Förderung alter Laubbäume und Totholzbereiche.
Nashornkäfer (Oryctes nasicornis)
Seit 2021 engagiert sich der Tierpark Bern gemeinsam mit Stadtgrün Bern und dem Naturhistorischen Museum Bern für die Wiederansiedlung des seltenen Nashornkäfers in der Region Bern.
2024: Erstmals wurden rund 50 Larven im geschützten Umfeld des Tierpark-Areals freigelassen – ein historischer Moment, denn es war die erste Käfer-Auswilderung in der Schweiz überhaupt.
2025: In der zweiten Projektphase folgte die Auswilderung von 40 Larven und 90 adulten Käfern an vier Standorten im Aareraum – ein entscheidender Schritt zur Etablierung freier Populationen.
Neue Lebensräume: Für die Käfer wurden gezielt sogenannte „Käfer-Treffs“ angelegt – strukturreiche Totholz- und Komposthaufen, die ideale Bedingungen für Entwicklung, Fortpflanzung und Schutz bieten.
Ringelnatter (Natrix natrix)
- Zwischen 1991 und 1999 unterstützte der Tierpark Bern die Bestandesstärkung der Ringelnatter im Kanton Bern. Dabei wurden 53 Tiere an Schutzprojekte der KARCH (Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz) übergeben.
Aspisviper (Vipera aspis atra)
- Seit 1991 unterstützt der Tierpark Bern Schutzmassnahmen für die Aspisviper im Berner Oberland. 15 Tiere wurden für Wiederansiedlungsprogramme bereitgestellt.

Ein Schlüsselakteur im Artenschutz
Der Tierpark Bern hat in den vergangenen Jahrzehnten eine wichtige Rolle bei der Erhaltung bedrohter Tierarten gespielt. Die Projekte zeigen, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Zoos, Naturschutzorganisationen und lokalen Behörden für den langfristigen Schutz der Biodiversität ist. Der Tierpark Bern bleibt weiterhin eine zentrale Institution im Artenschutz und setzt sich für nachhaltige Lösungen zum Erhalt bedrohter Tierarten ein.
Engagement für die Zukunft
Erfahren Sie mehr über die Artenschutzziele des Tierparks und wie er sich für die Zukunft der Artenvielfalt einsetzt. Zu den Artenschutzzielen

Der Tierparkverein Bern – Eine starke Stütze für den Artenschutz
Seit vielen Jahren engagiert sich der Förderverein für den Erhalt und die Weiterentwicklung des Berner Tierparks. Durch Spenden, Mitgliedschaften und ehrenamtliches Engagement ermöglicht der Tierparkverein Bern den Ausbau naturnaher Anlagen und die Förderung von Bildungsprogrammen.
Erfahren Sie mehr über die Geschichte und den Einsatz des Fördervereins – die treibende Kraft hinter dem Tierpark Bern.