In der Stadt Bern fehlt es vielen Wildtieren an geeigneten Brut-, Schlaf- oder Rückzugsorten. Alte Bäume mit Höhlen, ungestörte Dachböden oder wilde Hecken werden immer seltener – mit Folgen für Arten wie Meisen, Fledermäuse, Wildbienen oder Igel.
Das „Berner Praxishandbuch Biodiversität – Nisthilfen“ bietet konkrete, praxisnahe Anleitungen und Informationen, wie gezielte künstliche Nisthilfen diese Lücken schliessen können. Es wurde im Rahmen des Projekts „Natur braucht Stadt – Mehr Biodiversität in Bern“ von Stadtgrün Bern herausgegeben und wurde im Haupt Verlag veröffentlicht. Die Autorinnen des Handbuchs sind Sabine Tschäppeler, Biologin und Leiterin der Fachstelle Natur und Ökologie bei Stadtgrün Bern, sowie Andrea Haslinger, Geographin mit langjähriger Erfahrung im praktischen Naturschutz

Was sind Nisthilfen – und warum sind sie wichtig?
Nisthilfen sind von Menschen geschaffene Unterschlüpfe oder Bruthilfen für bestimmte Tierarten – etwa Vögel, Fledermäuse, Wildbienen oder Igel. Sie ersetzen fehlende natürliche Strukturen wie Baumhöhlen oder Nischen an Gebäuden. In einem naturnahen Umfeld mit Nahrungspflanzen und Verstecken werden sie gerne angenommen.
Doch eine Nisthilfe allein genügt nicht: Nur in Kombination mit naturnah gestalteten Lebensräumen – z. B. mit Wildpflanzen, Hecken, Laubhaufen oder offenen Bodenstellen – entfaltet sie ihre Wirkung wirklich.

Nisthilfen für Vögel
Viele Singvögel wie Blaumeise, Gartenrotschwanz oder Haussperling brüten in Höhlen – doch diese fehlen oft. Nistkästen für Höhlen- oder Halbhöhlenbrüter sind deshalb eine wichtige Unterstützung. Auch Mauersegler, Schwalben, Turmfalken oder Eulen lassen sich mit speziell angepassten Kästen fördern. Entscheidend sind:
- die richtige Bauweise (Grösse, Einflugloch)
- ein passender Standort (ruhig, halbschattig, katzensicher)
- regelmässige Reinigung (ausser z. B. bei Seglern)
Nistkästen können gekauft oder selbst gebaut werden. Wichtig: Nur unbehandeltes Holz verwenden und keine chemischen Lacke!

Nisthilfen für Insekten
Gerade Wildbienen sind auf geeignete Niststrukturen angewiesen. Etwa die Hälfte der rund 600 Arten in der Schweiz ist auf ganz bestimmte Pflanzen spezialisiert – fehlt das Futterangebot, hilft auch das schönste „Insektenhotel“ nicht.
Empfehlenswert sind kleine, strukturreiche Nisthilfen, kombiniert mit einheimischen Wildblumen. Unterschiedliche Materialien wie markhaltige Pflanzenstängel, Lehmwände oder Holzblöcke bieten ideale Eiablageplätze. Auch Ohrwürmer, Marienkäfer und Florfliegen profitieren von gezielten Quartieren.

Nisthilfen für Fledermäuse und Kleinsäuger
Fledermäuse verlieren durch Gebäudesanierungen ihre Quartiere. Ein Fledermauskasten an einer ruhigen Hauswand oder ein Baumversteck kann Abhilfe schaffen – Geduld ist allerdings nötig, die Tiere kommen nicht sofort. Auch Igel, Siebenschläfer oder Haselmäuse lassen sich mit Igelburgen, Schlafkästen oder Laubhaufen gezielt unterstützen.
Tipp: Igel brauchen drei unterschiedliche Schlafplätze über das Jahr – ein Igelhaus kann besonders im Winter eine grosse Hilfe sein.

Worauf es ankommt
Das Praxishandbuch betont, wie wichtig Sorgfalt und Wissen beim Aufstellen von Nisthilfen sind:
- Kein Einsatz von Pestiziden oder behandeltem Holz
- Keine Arten künstlich ansiedeln – Tiere sollen von selbst kommen
- Reinigung und Pflege je nach Tierart jährlich bis zweijährlich
- Rechtlicher Schutz: Brutplätze dürfen nicht gestört werden (gem. NHG & JaG)
Der Einsatz von Nisthilfen ist einfach, wirksam und lehrreich – und bringt Natur zurück in den Alltag. Für Schulen, Familien und Naturfreunde bieten sie eine grossartige Möglichkeit, Biodiversität sichtbar zu machen.
Das komplette „Praxishandbuch Biodiversität – Nisthilfen“ kann auf der Website der Stadt Bern als PDF heruntergeladen werden.

Erfahren Sie mehr über das Engagement des Tierpark Bern für den Artenschutz und die Erhaltung der Biodiversität – mit Einblicken in aktuelle Schutzprojekte, naturnahe Lebensräume und Bildungsangebote für Besucher.
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