Mit Neugier auf Entdeckungsreise im Dählhölzli
Im Dählhölzli-Zoo in Bern wird geforscht, entdeckt, gebastelt und gestaunt – und das bereits im Vorschulalter. Das Bildungsprogramm «Chlini Forscher und Forscherinnen» lädt Kinder ab drei Jahren bis zum Kindergarteneintritt dazu ein, auf spielerische Weise in die Welt der Tiere und der Natur einzutauchen.
Was auf den ersten Blick wie ein einfacher Spielmorgen aussieht, ist in Wirklichkeit ein durchdachtes Konzept für frühkindliche Umweltbildung. Drei Kurseinheiten pro Schuljahr mit je neun aufeinander aufbauenden Vormittagen bieten Raum für intensives Erleben, kreatives Gestalten und gemeinsames Lernen.

Lernen mit allen Sinnen
Die Kinder begegnen verschiedenen Tieren des Tierparks und entdecken mit wachen Augen und offenen Ohren, was ein Tier braucht, wie es lebt und warum es geschützt werden muss. Sie lernen die Lebensräume von Wolf, Luchs, Fischotter oder Zwergziege kennen und erleben biologische Zusammenhänge hautnah.
Dabei steht nicht die reine Wissensvermittlung im Vordergrund, sondern das Lernen mit allen Sinnen. Die Kinder lauschen Geschichten, schlüpfen in Rollen, singen, tanzen, basteln und forschen mit kindgerechten Werkzeugen. Der Wald, die Tieranlagen und die Natur werden zum Abenteuerspielplatz und Klassenzimmer zugleich.
Nachhaltigkeit begreifen
Ein zentrales Anliegen des Programms ist es, schon bei den Kleinsten ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umweltverantwortung zu wecken. Gemeinsam wird gebastelt, repariert, recycelt – stets mit dem Ziel, Alternativen zu rohstoffintensiven Produkten kennenzulernen und einfache, sinnvolle Lösungen selbst zu gestalten.
Ganz nebenbei lernen die Kinder, was es heisst, respektvoll mit Tieren, Menschen und der Natur umzugehen. Es ist ein Lernen aus Erfahrung, nicht aus dem Lehrbuch – und gerade deshalb so nachhaltig.

Organisation und Anmeldung
Die Kurse finden jeweils am Montag-, Dienstag- und Mittwochvormittag von 09.00 bis 11.00 Uhr statt. Die Gruppengrösse ist bewusst klein gehalten – maximal zehn Kinder pro Gruppe – damit individuelles Lernen möglich bleibt. Die Kosten pro Kursquartal betragen 280 Franken.
Eine frühzeitige Anmeldung wird empfohlen, da die Plätze schnell ausgebucht sind. Wer sich einen Platz sichern möchte, findet alle Informationen und das Anmeldeformular direkt auf der Website des Tierparks Bern.

Ein typischer Vormittag: Forschen, staunen, verstehen
Seit 2017 erforschen Kinder ab drei Jahren einmal pro Woche den Tierpark mit allen Sinnen. Mit dem Bildungsprogramm schafft der Tierpark Bern einen wichtigen Grundstein für eine nachhaltige Bildung – kindgerecht, kreativ und tief verwurzelt in der Natur. Es ist ein Angebot, das nicht nur Wissen vermittelt, sondern Haltung. Was mit einer einzigen Gruppe begann, ist heute ein gefragtes Angebot mit drei parallel laufenden Kursen und langen Wartelisten – ein klares Zeichen für die Beliebtheit und Relevanz des Programms.
Der Morgen beginnt mit einem Begrüssungslied. Danach geht es los – ausgestattet mit Lupe, Forschertasche und einer gesunden Portion Neugier erkunden die Kinder Tiere und ihre Lebensräume. An einem Tag stehen Wassertiere im Fokus. Gemeinsam wird beobachtet, gezählt, verglichen: Wie viele Flossen hat ein Fisch? Warum hat ein Seehund Haare, aber keine Schuppen? Und was frisst er eigentlich?
Ein besonderes Highlight ist der Einsatz des «Zauberschlüssels»: Er ermöglicht exklusiven Zugang zur Fütterungsplattform der Seehunde – ein Blick hinter die Kulissen, den sonst kaum jemand bekommt. Die Kinder dürfen sogar selbst mithelfen bei der Fütterung. Erlebnisse wie dieses bleiben lange in Erinnerung.
Nach der Znünipause auf der blauen Decke folgt eine Geschichte – zum Beispiel die vom Seehund Olof, der wegen Überfischung kaum noch Nahrung findet. So erfahren die Kinder ganz nebenbei viel über ökologische Zusammenhänge, nachhaltiges Einkaufen und den respektvollen Umgang mit Natur und Ressourcen.

Mehr als nur Tiere anschauen
Die Kinder lernen nicht nur, Tiere zu beobachten, sondern auch, sie zu respektieren. Das bewusste Verzichten auf das Anfassen der Tiere ist Teil des pädagogischen Konzepts. Tiere zu mögen, heisst nicht, sie anfassen zu müssen – ein wichtiges Verständnis, das für eine achtsame Beziehung zur Natur grundlegend ist.
Mit Geschichten, Musik und Kreativität begeben sich die Kinder auf eine imaginäre Reise zu haarigen, schuppigen oder auch mal «gschliferigen» Lebewesen. Dabei erwerben sie stufengerechtes Fachwissen aus der Tierwelt und entwickeln ganz nebenbei ein Gespür für biologische Zusammenhänge und nachhaltige Lebensweisen.
In gemeinsamen Aktivitäten entstehen manchmal auch kleine Produkte – etwa Alternativen zu rohstoffintensiven Materialien – die das Gelernte greifbar machen und das kreative Denken fördern.
Selbstständigkeit fördern – Vertrauen schenken
Die Teilnahme am Kurs setzt voraus, dass die Kinder nach einer kurzen Eingewöhnungszeit selbstständig am Programm teilnehmen können. In den ersten zwei bis drei Einheiten darf ein Elternteil begleiten (ohne Geschwister), danach sollen die Kinder den Kurs alleine besuchen. Diese Regelung schafft den Raum, den die Kursleitung für die Umsetzung des erlebnisorientierten Konzepts braucht – und stärkt zugleich das Selbstvertrauen der Kinder.

Rückmeldungen, die begeistern
Eltern und Grosseltern berichten von leuchtenden Kinderaugen, spannenden Erzählungen am Familientisch und einem neuen, achtsamen Blick auf Tiere und Umwelt. Auch Fachpersonen aus der Bildung und Zoopädagogik sehen im Programm ein schweizweit einzigartiges Modell – sowohl in seiner Konzeption als auch in seiner Wirkung.
Was wie eine Spielgruppe anmutet, ist in Wirklichkeit ein kraftvoller Beitrag zu einer nachhaltigen Bildung. Es ist ein Angebot, das Forschergeist weckt, Selbstständigkeit stärkt und Naturbeziehungen entstehen lässt – mitten in Bern, im Dählhölzli.
Keiner zu klein, ein Forscher zu sein
Mit dem Bildungsprogramm «Chlini Forscher und Forscherinnen» zeigt der Tierpark Bern, wie frühkindliche Bildung im Sinne der Nachhaltigkeit gelingen kann: praxisnah, emotional, kreativ – und voller Staunen.