Tierpark Bern: Das Vivarium begeistert mit tropischer Artenvielfalt

Das Tropenparadies im Herzen Berns: Das Vivarium

Nach neunmonatiger Bauzeit feierte das Vivarium des Tierpark Bern im November 2013 seine feierliche Wiedereröffnung – und damit den Beginn einer neuen Ära. Was als umfassende Sanierung begann, entwickelte sich zu einem der eindrucksvollsten und beliebtesten Lebensräume im Dählhölzli-Zoo: ein lichtdurchfluteter Mikrokosmos tropischer Vielfalt, in dem Artenschutz, Bildung und Erlebnis Hand in Hand gehen.

Foto: Stadt Bern

Mehr als nur eine Sanierung

Die bauliche Erneuerung des Vivariums ging weit über eine gewöhnliche Sanierung hinaus. Sie wurde zur Chance, einen Ort neu zu denken, an dem Tiere, Pflanzen und Menschen gleichermassen willkommen sind.

Im Zentrum stand die technische Modernisierung

Die komplette Dachstruktur wurde ersetzt, lichtblockierende Elemente entfernt und neue, hochtransparente Gläser eingesetzt. Diese Veränderungen eröffneten nicht nur neue Perspektiven für die Besucher, sondern auch für die Pflanzenwelt. Erstmals erhalten die tropischen Pflanzen im Obergeschoss direktes Sonnenlicht und können über ein gezieltes Bewässerungssystem optimal versorgt werden – eine essenzielle Grundlage für ein stabiles, funktionierendes Ökosystem.

Neue Terrarien und Aquarien

Ein weiteres Highlight der Erneuerung sind die neu gestalteten Terrarien und Aquarien. Mit viel Liebe zum Detail wurden naturnahe Lebensräume geschaffen, die sowohl Rückzugsmöglichkeiten für die Tiere als auch eindrucksvolle Einblicke für die Besucher bieten. Die klare Strukturierung – mit ruhigen Zonen für die Tiere und offenen Sichtachsen für die Menschen – macht Begegnungen auf Augenhöhe möglich.

Neue Tierarten im Fokus

Mit dem Umbau konnten auch neue, faszinierende Tierarten ins Vivarium einziehen. Darunter bedrohte und schwer haltbare Arten wie der australische Mitchells Waran, die farbenprächtige Rotweisse Brasilianische Vogelspinne oder die seltene Rotrückenspinne. Auch bei den Fischen wurde das Artenspektrum erweitert – neu hinzugekommene Arten benötigen spezifische Wasserparameter und belegen die hohe technische Qualität der neuen Anlagen.

Diese Tiere sind nicht nur Ausstellungsobjekte, sondern Teil internationaler Artenschutzprogramme der EAZA. Mit der gezielten Nachzucht trägt das Vivarium aktiv zur Sicherung bedrohter Arten und zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bei – und vermittelt gleichzeitig den Besuchern die Dringlichkeit des Naturschutzes auf eindrucksvolle Weise.

Foto: Co. Architekten AG / Hochbau Stadt Bern

Mit allen Sinnen entdecken – Das Vivarium als Erlebniswelt

Nach Abschluss der strukturellen Erneuerung stand im Vivarium eine zentrale Frage im Raum: Wie gestaltet man einen Ort, der modernen Ansprüchen an Tierhaltung, Umweltbildung und Besucherführung gerecht wird? Für Marc Rosset, Kurator des Tierparks Bern, war klar: Es geht nicht nur darum, Tiere zu zeigen – es geht darum, ihre Lebensräume erlebbar zu machen.

Die neuen Terrarien sind thematisch gruppiert und naturnah inszeniert. Statt isolierter Schauflächen entstanden stimmige Landschaften: tropische Regenwälder, trockene Savannenbereiche und detailreiche Gewässerzonen. Jeder Lebensraum ist so gestaltet, dass er sowohl den biologischen Bedürfnissen der Tiere entspricht als auch dem Wunsch der Besucher nach Tiefe und Verständnis.

Ein besonderes Highlight ist die Affen-Lodge – ein lichtdurchfluteter Raum mit Kletterstrukturen, Pflanzenvielfalt und Rückzugsbereichen. Hier lassen sich kleine Affenarten in ihrem Verhalten beobachten – lebendig, interaktiv und ganz nah. Gleich nebenan bietet die Urwaldvoliere ein Erlebnis der besonderen Art: frei fliegende Vögel inmitten üppiger Vegetation – ein Naturmoment, der vor allem bei Kindern bleibenden Eindruck hinterlässt.

Auch die Aquarienlandschaft wurde komplett neu gedacht. Statt klassischer Schauaquarien dominieren nun strukturierte Wasserwelten, die ökologische Zusammenhänge sichtbar machen – vom Ursprung eines Bachs bis zur Tiefe eines Sees. Diese Inszenierung vermittelt nicht nur Wissen, sondern schafft ein neues Raumgefühl.

Die Besucherführung folgt einer überarbeiteten Wegeführung, die intuitiv durch die Lebensräume leitet. Neue Sichtachsen, verbesserte Barrierefreiheit und moderne Informationstafeln – interaktiv, mehrsprachig und auf Augenhöhe – machen den Rundgang zu einem Erlebnis für alle Altersgruppen.

Nicht zuletzt spielt die Bepflanzung eine tragende Rolle im neuen Konzept. Sie verbessert das Raumklima, bietet Struktur und Rückzug für Tiere und leistet einen wichtigen Beitrag zur ökologischen Bildung. Totholz, Wasserläufe, Moosflächen und Steinhaufen ergänzen das Bild und schaffen wertvolle Lebensräume – auch für einheimische Wildtiere.

Foto: Augenfleck-Kammbarsch, Christine Messerli

Das aquatisches Herzstück

Im Zentrum der Erneuerung stand die vollständige Neugestaltung der Aquarienlandschaft. Aus ehemals 18 kleineren Becken entstanden grosszügige, naturnah inszenierte Wasserwelten:

Amazonasbecken: Mit 85.000 Litern Wasser bilden zwei Süsswasserbecken einen südamerikanischen Flusslauf nach. Hier teilen sich friedlich Pacus, Stechrochen, Welse und Piranhas das Revier.
Mangrovensumpf: Ebbe und Flut werden simuliert, während Schützenfische und Diamantschildkröten zwischen Stelzwurzeln und salztoleranten Pflanzen leben.
Korallenriff: Das 40.000-Liter-Becken zeigt die Farbenpracht tropischer Meere – mit Doktorfischen, Korallen, Anemonenfischen und entführt Besucher in eine bunte tropische Unterwasserwelt mitten in der Schweiz.

Foto: Das Riff von Bern, Manuela Wüthrich

Tierbegegnungen

Neben den Aquarien bietet das Vivarium eine begehbare Tropenwelt: Türkistangaren flattern frei durch das üppige Grün, Stirnlappenbasilisken huschen über Wege, Baumsteigerfrösche geben abends ihr Konzert. Auch die kleinsten echten Affen der Welt – Zwergseidenäffchen – und karibische Exoten wie der seltene Exuma-Wirtelschwanzleguan haben hier ihr Zuhause gefunden.

Foto: Exuma-Wirtelschwanzleguan im Dählhölzli-Zoo, Harold Meyer

Gemeinsam für Natur, Bildung und Zukunft

Während der Sanierung blieb das Vivarium vollständig geschlossen – mit sichtbaren Auswirkungen auf die Besucherzahlen. Ein Rückgang von rund 30 Prozent war zu verzeichnen. Diese Phase wurde jedoch als nachvollziehbar und vorübergehend eingeschätzt, da zahlreiche Tiere ausgelagert und Anlagen temporär abgebaut werden mussten.

Umso grösser war das öffentliche Interesse an der Wiedereröffnung – und die Resonanz fiel durchweg positiv aus. Die neue Raumwirkung überzeugte: heller, offener, strukturierter. Besonders die Affen-Lodge und die Urwaldvoliere wurden immer wieder als Highlights hervorgehoben – Orte, an denen die neue Philosophie des Tierparks besonders deutlich wird.

Das überarbeitete Konzept setzt auf klare thematische Gliederung, verbesserte Einblicke in die Lebensräume der Tiere und deutlich optimierte Haltungsbedingungen. Auch die transparente Kommunikation im Vorfeld – etwa durch den Tierparkverein und die Medien – erwies sich als Erfolgsfaktor: Die Besucher fühlten sich gut informiert und brachten grosses Verständnis für die baubedingten Einschränkungen mit.

Der Tierparkverein Bern spielte eine entscheidende Rolle in der Umsetzung dieses Projekts. Als wichtiger Förderer unterstützte er die finanzielle Realisierung und trug somit massgeblich dazu bei, dass das neue Vivarium entstehen konnte. Das modernisierte Vivarium ist seither eine der Hauptattraktionen des Dählhölzli-Zoos.

Foto: Co. Architekten AG / Hochbau Stadt Bern

Mehr entdecken: Tropenwelten mitten in Bern

Ein lebendiges Erlebnis mit exotischen Tieren und einer faszinierenden Unterwasserlandschaft – das modernisierte Vivarium lädt zu einer Reise durch vielfältige Lebensräume ein.

Erfahren Sie mehr über das Vivarium im Dählhölzli-Zoo