Mit der neuen „Aare-Alpen“-Anlage im Tierpark Dählhölzli ist in Bern ein einzigartiger Lebensraum für Steinwild und andere alpine Tierarten entstanden. Die grosszügige, naturnah gestaltete Anlage ersetzt die frühere Steinbockanlage aus dem Jahr 1937 – das älteste noch bestehende Gehege des Tierparks. Nach über 80 Jahren im Einsatz entsprach die historische Anlage weder den heutigen Standards einer artgerechten Tierhaltung noch den sicherheitstechnischen Anforderungen. Die Tiere hatten zu wenig Rückzugsmöglichkeiten und der Hang war instabil.
2015 wurde deshalb ein Wettbewerb zur Neugestaltung der Anlage ausgeschrieben. Das überzeugende Siegerprojekt des Berner Büros Weber + Brönnimann Landschaftsarchitekten AG sah vor, den Aarehang in eine alpenähnliche Landschaft zu verwandeln – mit Gämsenwald, Felslandschaft, begehbarer Voliere und neuen Wegen für Besucher. Die Planungs- und Bauzeit erstreckte sich von 2015 bis 2020, die Baukosten beliefen sich auf 4,3 Millionen Franken, finanziert vollständig durch externe Mittel und mit grosser Unterstützung des Tierparkvereins Bern.
Die heutige Anlage bildet die typischen Lebensräume der Alpen nach – von bewaldeten Hangzonen über schroffe Felswände bis hin zu alpinen Geröllfeldern. Im unteren Bereich lebt eine Gamsgruppe in einem naturnahen Waldstück. Weiter oben wurde eine abwechslungsreiche Felslandschaft aus Natur- und Kunstfels geschaffen, in der die Steinböcke klettern, springen und sich zurückziehen können. Auf einem Hochplateau sind die Steinböcke gemeinsam mit einer Kolonie Alpenmurmeltiere zu beobachten.
Ein besonderes Highlight ist die begehbare Voliere, in der alpine Kleintierarten wie Schneehuhn, Schneehase und Alpenkrähe leben. Der direkte Zugang vom Aareuferweg ermöglicht Besuchern eine hautnahe Begegnung mit diesen scheuen Tieren. Für neue Ein- und Ausblicke sorgt ein unterirdischer Beobachtungstunnel, der direkt in die Felswand eingelassen ist und ein ruhiges Beobachten ohne Störung der Tiere erlaubt.
Ein zentrales Element der Anlage ist der sogenannte „Wildererpfad“ – ein barrierefreier Besucherweg, der vom Uferweg hinauf zum Waldweg führt. Auf seinem Weg überwindet er symbolisch die verschiedenen Höhenstufen der Alpen und thematisiert dabei die Lebensräume und die bewegte Geschichte des Alpensteinbocks in der Schweiz. Historische Tafeln und inszenierte Szenen erinnern an die Wiederansiedlung dieser Tierart im frühen 20. Jahrhundert, die massgeblich durch mutige Wilderer und Wildhüter ermöglicht wurde.
Die „Aare-Alpen“ stehen heute nicht nur für eine artgerechte Tierhaltung, sondern auch für gelungene Umweltbildung und eindrucksvolle Naturvermittlung. Der Tierparkverein Bern ist stolz, dieses Projekt von Anfang an unterstützt zu haben – für ein Stück Alpen mitten in der Stadt.
