11. Januar 2024

Förderung des Hirschkäfers im Tierpark Bern

Förderung des Hirschkäfers im Tierpark Bern

Der Tierpark Bern setzt sich aktiv für den Schutz und die Wiederansiedlung des Europäischen Hirschkäfers ein, einer der grössten und beeindruckendsten Käferarten Europas. Mit einer Körperlänge von bis zu 10 cm und den charakteristischen „Geweihen“ der Männchen zählt der Hirschkäfer zu den bekanntesten, aber leider auch seltensten Käferarten in der Schweiz. Hauptgrund für seinen Rückgang ist die Zerstörung seiner natürlichen Lebensräume, insbesondere durch intensive Forstwirtschaft, die das notwendige Totholz und geeignete Baumarten stark reduziert hat.

Ziele und Massnahmen

Das Projekt des Tierparks Bern verfolgt das Ziel, eine stabile Hirschkäfer-Population in der Region Bern zu etablieren. Dabei stehen folgende Massnahmen im Fokus:

  • Aufbau von Hirschkäfermeilern: Diese speziellen Strukturen aus Eichenstämmen, Sägemehl und Pilzen bieten ideale Bedingungen für die Entwicklung der Käferlarven, die bis zu acht Jahre im zersetzten Holz heranwachsen.
  • Schaffung von Lebensräumen: Durch die Errichtung von Totholzarealen und anderen Kleinstrukturen wird nicht nur der Hirschkäfer gefördert, sondern auch anderen Insekten, Amphibien, Kleinsäugern und Vögeln Lebensraum geboten.
  • Monitoring und Forschung: Die Ausbreitungsmechanismen der Hirschkäfer werden untersucht, um die effektivsten Massnahmen für ihre Förderung zu identifizieren.

Bedeutung der Totholzareale

Totholz spielt eine zentrale Rolle im Lebenszyklus der Hirschkäfer. Die Larven entwickeln sich ausschliesslich im Mulm alter Bäume, vorzugsweise Eichen. Daher ist die Errichtung von Hirschkäfermeilern auf geeigneten Standorten, wie besonnten und feuchten Südseiten innerhalb der Wisent- und Rothirschanlage, entscheidend. Die regelmäßige Pflege und Nachfüllung der Meiler mit frischem Eichenholz und Sägemehl gewährleistet, dass die Strukturen über Jahre hinweg attraktiv für die Käfer bleiben.

Förderung der Biodiversität

Das Projekt hat nicht nur den Hirschkäfer im Fokus, sondern trägt insgesamt zur Förderung der Biodiversität bei. Durch den Aufbau von vielfältigen Strukturen entstehen Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, die auf Totholz angewiesen sind. Der Tierpark Bern leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt und zur nachhaltigen Nutzung des Waldes.

Foto: Hirschkäfer (Lucanus cervus) – Männchen (links) und Weibchen (rechts)

Warum fördert der Tierpark Bern den Hirschkäfer?

  1. Erhalt einer bedrohten Art
    Der Hirschkäfer ist in der Schweiz stark gefährdet und kommt nur noch in wenigen, isolierten Populationen vor. Durch die Wiederansiedlung möchte der Tierpark dazu beitragen, den Fortbestand dieser beeindruckenden Käferart langfristig zu sichern.

  2. Förderung der Biodiversität
    Totholzareale, die für den Hirschkäfer angelegt werden, bieten auch zahlreichen anderen Insekten, Vögeln, Amphibien und Kleinsäugern einen Lebensraum. Dies stärkt die Artenvielfalt in Waldgebieten und unterstützt ein gesundes Ökosystem.

  3. Nachhaltige Waldnutzung
    Die Initiative zeigt auf, wie moderne Waldnutzungskonzepte nachhaltiger gestaltet werden können, indem Totholz erhalten und neue Lebensräume geschaffen werden.

  4. Bildung und Sensibilisierung
    Der Tierpark möchte Besucher und die Öffentlichkeit für die Bedeutung von Artenschutz und ökologischer Vielfalt sensibilisieren. Der Hirschkäfer dient hier als Symbol für die Notwendigkeit, natürliche Lebensräume zu schützen und wiederherzustellen.

Foto: Hirschkäferlarve

Gibt es einen Aktionsplan?

Ja, der Plan umfasst die folgenden Punkte:

1. Aufbau von Hirschkäfermeilern

  • Beschreibung: Hirschkäfermeiler bestehen aus Eichenstämmen und Sägemehl, die mithilfe von Pilzen zersetzt werden. Diese Strukturen dienen als Brut- und Entwicklungsstätten für die Larven.
  • Ziele: Sicherstellung von geeigneten Brutstätten und langfristige Nachpflege der Meiler.

2. Einrichtung von Totholzarealen

  • Massnahmen: Errichtung von Totholzstrukturen in verschiedenen Waldarealen, vor allem im Dählhölzliwald und der Wisent-Rothirsch-Anlage.
  • Vernetzung: Diese Areale dienen als Korridore, um die Ausbreitung der Hirschkäfer in benachbarte Gebiete zu ermöglichen.

3. Monitoring und Forschung

  • Überwachung: Die Ausbreitung und Besiedlung der Käfer wird wissenschaftlich begleitet.
  • Forschung: Untersucht werden die optimalen Bedingungen für die Förderung des Hirschkäfers, z. B. Alter des Totholzes, Einfluss von Pilzen oder Standortfaktoren.

4. Sensibilisierung und Öffentlichkeitsarbeit

  • Bildung: Besucher des Tierparks können durch Führungen und Informationsmaterial mehr über das Projekt und die Bedeutung des Artenschutzes erfahren.
  • Engagement: Der Tierpark bietet Möglichkeiten, das Projekt durch Spenden oder andere Formen der Unterstützung zu fördern.

5. Zusammenarbeit mit Partnern

  • Der Tierpark arbeitet mit Forstverwaltungen, Wissenschaftlern und Naturschutzorganisationen zusammen, um die Lebensräume des Hirschkäfers langfristig zu sichern.