Hermann Frey Bern

Hermann Frey: Eine prägende Persönlichkeit für Bern im 20. Jahrhundert

Hermann Frey war eine aussergewöhnliche Persönlichkeit, die das Stadtleben Berns im 20. Jahrhundert massgeblich beeinflusste. Als erfolgreicher Bäckermeister, leidenschaftlicher Tierfreund und visionärer Gemeinschaftsdenker hinterliess er ein Vermächtnis, das Bern bis heute nachhaltig prägt.

Foto: Staatsarchiv des Kantons Bern, Sonnenglanz im Dählhölzli
Foto: Staatsarchiv des Kantons Bern, Abendsonne im Dählhölzli

Frühe Jahre und beruflicher Werdegang

Hermann Frey, geboren 1888 in Bern, verbrachte sein gesamtes Leben in seiner Heimatstadt. Nach seiner Ausbildung zum Bäckermeister eröffnete er eine Bäckerei in der Beundenfeldstrasse, die sich schnell zu einem beliebten Treffpunkt der Nachbarschaft entwickelte.

Sein Engagement reichte weit über seine berufliche Tätigkeit hinaus: Frey war ein aktives Mitglied der Genossenschaftsbäckerei der Arbeiterunion und diente als Zentral-Kassier im Schweizerischen Bäcker- und Konditor-Verband. 

Darüber hinaus engagierte sich Frey für die berufliche Bildung. Als Leiter eines Fachkurses an der Gewerbeschule Biel setzte er sich aktiv für die Verbesserung der Ausbildung junger Bäcker ein und hinterliess so einen bleibenden Beitrag zur Weiterentwicklung seines Handwerks.

Foto: Staatsarchiv des Kantons Bern, Dählhölzli, 1903 - 1904

Der Tierpark Dählhölzli: Eine Vision wird Realität

Bereits 1918 legte der Kauf der Elfenau-Besitzung durch die Stadt Bern den Grundstein für die späteren Diskussionen über den Bau eines Tierparks. 1927 entschied der Gemeinderat, die Elfenau als Standort für einen geplanten Tiergarten vorzusehen. Dieser Beschluss stiess jedoch auf gemischte Reaktionen und führte zunächst zu keinen konkreten Ergebnissen.

In dieser Phase trat Hermann Frey, ein leidenschaftlicher Tierfreund, auf den Plan. 1927 gründete er gemeinsam mit Gleichgesinnten ein Aktionskomitee, um die Idee eines Tierparks in Bern voranzutreiben. Trotz der Auflösung der Tiergartengesellschaft Bern im Jahr 1928 blieb Frey aktiv und übernahm die Initiative. Seine Vision und sein Engagement führten am 10. April 1930 zur Gründung des Natur- und Tierparkvereins Bern.

Der Verein wuchs schnell: Bereits 1932 zählte er über 1800 Mitglieder. Mit kreativen Aktionen wie Pressearbeit, Kinowerbung, Filmmatineen und „Tierlitagen“ sammelte der Verein Gelder und konnte bis 1933 rund 50.000 Franken für den Bau eines Tierparks aufbringen. Gleichzeitig reichte der Verein einen Entwurf für einen Tiergarten in der Elfenau ein, der das natürliche Landschaftsbild respektieren sollte. Doch es regte sich Widerstand gegen die Nutzung der Elfenau, da viele das Gebiet unangetastet lassen wollten.

Im März 1935 wurde ein Kompromiss gefunden: Die Burgergemeinde Bern stellte einen Teil des Dählhölzliwaldes zur Verfügung. Dies markierte einen Wendepunkt, denn nun konnten die Pläne für den Bau des Tierparks umgesetzt werden.

Am 5. Juni 1937 wurde der Tierpark Dählhölzli schliesslich feierlich eröffnet. Die Eröffnung fand im Beisein von Bundesrat Rudolf Minger statt und war der Höhepunkt jahrelanger Bemühungen. Von Beginn an lag der Fokus auf der Haltung europäischer Tierarten in einer naturnahen Umgebung.

Der Tierpark Dählhölzli ist heute ein geschätztes Naherholungsgebiet und ein fester Bestandteil des Berner Stadtlebens. Mit über 15.000 Mitgliedern im Tierparkverein Bern und Investitionen von mehr als 28 Millionen Franken seit seiner Gründung verfolgt er nach wie vor das Ziel, den Tierpark Bern für kommende Generationen – unsere Kinder und Enkel – zu bewahren und lebenswert zu gestalten.

Foto: Staatsarchiv des Kantons Bern, Eingang zum Restaurant Dählhölzli
Foto: Staatsarchiv des Kantons Bern, Restaurant Dählhölzli und Gehege Zika-Hirsche

Persönlichkeit und Vermächtnis

Hermann Frey war eine herausragende Persönlichkeit, die durch Tatkraft, soziale Verantwortung und unermüdliches Engagement beeindruckte. Obwohl über sein familiäres Leben weniger bekannt ist, ist unbestritten, dass seine Hingabe an die Gemeinschaft und seine Heimatstadt Bern sein Lebenswerk massgeblich prägten.

Hermann Frey verstarb 1982 und hinterliess im Testament mit den Worten „Machet öppis Rächts wo’s de Tier wohl isch“ dem Tierpark Dählhölzli einen bedeutenden Geldbetrag. Dieser wurde gezielt für die Verbesserung der Tierhaltung verwendet, insbesondere für die Erweiterung und Neugestaltung einer grosszügigen, artgerechten Luchsanlage. Dank dieser Mittel konnte der Lebensraum der Tiere erheblich erweitert werden, um eine Umgebung zu schaffen, die optimal auf ihre natürlichen Bedürfnisse abgestimmt ist.

Frey’s Vermächtnis „Machet öppis Rächts wo’s de Tier wohl isch“ bleibt ein eindrucksvolles Beispiel seines lebenslangen Einsatzes für die Natur und verdeutlicht seine tiefe Verbundenheit mit dem Wohlergehen der Tiere. Sein Vermächtnis lebt nicht nur im Tierpark Dählhölzli weiter, sondern inspiriert auch heute noch Menschen, sich im Tierparkverein Bern für den Natur und Artenschutz einzusetzen.

Foto: Staatsarchiv des Kantons Bern, Dählhölzli / Elfenau
Foto: Staatsarchiv des Kantons Bern, Ententeich im Dählhölzli

Louis William Gabus: Ein Vermächtnis für die Tiere und die Stadt Bern

Die Entstehung des Tierparks Dählhölzli ist eng mit der Vision und dem Engagement von Louis William Gabus (1847–1901) verbunden. Als erfolgreicher Uhrmacher und Unternehmer aus Le Locle hinterliess er der Stadt Bern ein grosszügiges Vermächtnis von 150.000 Franken mit dem Wunsch, einen zoologischen Garten zu errichten. Gabus sah den Dählhölzliwald als idealen Standort für ein solches Projekt. Dieses Vermächtnis legte den Grundstein für spätere Bestrebungen zur Gründung des Tierparks.

Obwohl die Verwirklichung seiner Vision erst Jahre nach seinem Tod umgesetzt wurde, war Gabus’ Beitrag entscheidend: Sein Legat deckte einen erheblichen Teil der Baukosten, während der neu gegründete Natur- und Tierparkverein Bern die Pläne weiter vorantrieb. Die Realisierung des Tierparks Dählhölzli im Jahr 1937 steht daher auch als Denkmal für das vorausschauende Engagement eines Mannes, dessen Liebe zur Natur bis heute spürbar bleibt.

Ein Gedenkstein im Dählhölzli erinnert an Louis William Gabus und sein bedeutendes Vermächtnis, das die Entstehung des Tierparks entscheidend beeinflusste. Sein Engagement zeigt, wie eine einzelne Vision die Stadt Bern nachhaltig prägen konnte. Mehr zu Louis William Gabus