25. Januar 2025

Hirschkäfer auf Wanderschaft – Naturschutz über Kantonsgrenzen hinweg

Die Wiederansiedlung des Hirschkäfers im Kanton Bern ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie regionale Zusammenarbeit die Artenvielfalt stärken kann. Der Vogelschutzverein Bödeli aus dem Berner Oberland unterstützt dabei ein Pilotprojekt, das diese gefährdete Käferart entlang der Aare wieder heimisch machen soll.

Ein kleiner Käfer mit grosser Bedeutung

Der Hirschkäfer gehört zu den grössten Käfern Europas, steht aber aufgrund schwindender Lebensräume auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Besonders im Mittelland sind die Bestände stark zurückgegangen, da alte Baumstümpfe – der Hauptlebensraum der Larven – kaum noch vorhanden sind. Die Larven benötigen verrottendes Holz, in dem sie bis zu sieben Jahre leben, bevor sie sich zu ausgewachsenen Käfern entwickeln.

Foto: Zwei Männliche Hirschäfer (Lucanus cervus)

Der Weg nach Bern

Im Sommer 2024 begann der Vogelschutzverein Bödeli mit der Sammlung von Hirschkäfern rund um den Thuner- und Brienzersee. Unter der Leitung von Barbara Stäger, der Vereinspräsidentin, wurden Weibchen und Männchen in sogenannten „Babyklappen“ gesammelt – kleinen Behältern mit einem Substrat aus verrottetem Holz. Die Käfer wurden anschliessend in den Dählhölzli-Zoo in Bern transportiert, wo die Weibchen in geschützter Umgebung Eier ablegen konnten.

Schutz und Wiederansiedlung

Die Larven, die in Bern heranwachsen, werden nach etwa drei Jahren an geeigneten Orten entlang der Aare ausgesetzt – genau dort, wo Hirschkäfer in der Vergangenheit heimisch waren. Ein Teil der Nachzucht wird zurück in die Oberländer Ursprungsgebiete gebracht, um auch dort die Bestände zu stabilisieren.

Das Projekt wird von der Abteilung Naturförderung des Kantons Bern begleitet, die gezielte Massnahmen zur Erhaltung und Schaffung von Lebensräumen für den Hirschkäfer umsetzt. Ein wichtiger Bestandteil dieser Bemühungen ist der offizielle Aktionsplan zum Schutz des Hirschkäfers, der im Juli 2024 veröffentlicht wurde. Er legt konkrete Massnahmen fest, um die Population dieser bedrohten Käferart langfristig zu sichern.

Wo natürliche Baumstümpfe fehlen, kommen innovative Lösungen wie „Hirschkäfermeiler“ zum Einsatz – vergrabene Baumstämme, die mit Pilzen behandelt werden, um verrottendes Holz zu simulieren.

Ein Gewinn für die Biodiversität

Die Wiederansiedlung des Hirschkäfers hat positive Auswirkungen, die weit über diese Art hinausgehen. Alte Baumstümpfe und Totholz bieten Lebensraum für viele andere Käfer-, Pilz– und Pflanzenarten. Der Hirschkäfer fungiert dabei als „Schirmart“, deren Schutz auch anderen Arten zugutekommt.

Gemeinsam für die Natur

Das Projekt zeigt, wie wichtig Engagement und Zusammenarbeit für den Artenschutz sind. Der Vogelschutzverein Bödeli und der Tierpark Bern leisten hier wertvolle Arbeit, die den Hirschkäfer nicht nur schützt, sondern auch auf die Bedeutung naturnaher Lebensräume aufmerksam macht.

Die Wiederansiedlung entlang der Aare hat gute Chancen auf Erfolg, wie ähnliche Projekte in anderen Regionen Europas zeigen – zum Nutzen der Biodiversität im Kanton Bern und als Vorbild für weitere Artenschutzprojekte.

Mehr zur Verbreitung des Hirschkäfers in der Schweiz

Um mehr über die aktuelle Verbreitung des Hirschkäfers in der Schweiz zu erfahren, werfen Sie einen Blick auf unsere interaktive Heatmap, die alle gemeldeten Sichtungen visualisiert.

Hier geht es zur interaktiven Heatmap

Video: Männlicher Hirschäfer (Lucanus cervus)