Wildbienen: Die unersetzlichen Bestäuber

Was sind Wildbienen?

Wildbienen sind eine vielfältige Gruppe von Bienenarten, zu der sowohl solitär als auch sozial lebende Arten gehören. Im Gegensatz zur Honigbiene, die immer in grossen Staaten lebt, sind viele Wildbienenarten Einzelgänger. In der Schweiz gibt es über 600 Wildbienenarten, die eine entscheidende Rolle in der Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen spielen. Diese Tiere sind besonders wertvoll, da sie zur Stabilität der ökologischen Vielfalt beitragen und das Ökosystem unterstützen..

Foto: Wildbiene (Osmia bicornis) im Anflug

Wildbienenarten in der Schweiz

Die Schweiz beherbergt eine beeindruckende Vielfalt an Wildbienen. Viele dieser Arten spielen eine essenzielle Rolle bei der Bestäubung und tragen massgeblich zur Biodiversität bei.  

Hummeln (Bombus)

  • Ackerhummel (Bombus pascuorum)

  • Baumhummel (Bombus hypnorum)

  • Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris)

  • Steinhummel (Bombus lapidarius)

  • Wiesenhummel (Bombus pratorum)

Mauerbienen (Osmia)

  • Rote Mauerbiene (Osmia bicornis)

  • Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta)

  • Goldene Schneckenhaus-Mauerbiene (Osmia aurulenta)

  • Natternkopf-Mauerbiene (Hoplitis adunca)

Sandbienen (Andrena)

  • Rotpelzige Sandbiene (Andrena fulva)

  • Rotschopfige Sandbiene (Andrena haemorrhoa)

  • Weiden-Sandbiene (Andrena vaga)

Furchenbienen (Halictidae)

  • Braunfilzige Furchenbiene (Halictus scabiosae)

  • Gemeine Furchenbiene (Lasioglossum calceatum)

Seidenbienen (Colletes)

  • Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae)

  • Gemeine Seidenbiene (Colletes daviesanus)

  • Rainfarn-Seidenbiene (Colletes similis)

Blattschneiderbienen (Megachile)

  • Garten-Blattschneiderbiene (Megachile willughbiella)

  • Schwarzbäuchige Blattschneiderbiene (Megachile nigriventris)

Wollbienen (Anthidium)

  • Grosse Wollbiene (Anthidium manicatum)

Löcherbienen (Heriades)

  • Gemeine Löcherbiene (Heriades truncorum)

Pelzbienen (Anthophora)

  • Gemeine Pelzbiene (Anthophora plumipes)

Maskenbienen (Hylaeus)

  • Reseda-Maskenbiene (Hylaeus signatus)

Scherenbienen (Chelostoma)

  • Hahnenfuss-Scherenbiene (Chelostoma florisomne)

Sägehornbienen (Melitta)

  • Blutweiderich-Sägehornbiene (Melitta nigricans)

Kuckucksbienen

  • Blutbiene (Sphecodes ferruginatus)

  • Wespenbiene (Nomada fabriciana)

Honigbiene

  • Honigbiene (Apis mellifera)

Foto: Hummel beim Bestäuben

Wildbienen im Tierpark Bern: Ein Paradies für Bestäuber

Der Tierpark Bern setzt sich aktiv für den Schutz und die Förderung von Wildbienen ein. Im Einklang mit dem Motto „Mehr Raum für Vielfalt“ wurden auf dem Gelände gezielt naturnahe Lebensräume geschaffen, um Wildbienen, Tagfaltern und anderen Bestäubern ideale Bedingungen zu bieten.

Ein besonders gelungenes Beispiel dafür ist die Umgebung der Bienenfresser-Anlage. Hier wurden verschiedene wertvolle Lebensräume gestaltet, die nicht nur den Vögeln, sondern auch einer Vielzahl von Insekten zugutekommen. Ein zentraler Aspekt war die Schaffung von trockenen, nährstoffarmen Flächen mit magerem Wandkies und ungewaschenem Kies aus einer nahen Grube. Diese Bereiche erinnern an natürliche Kiesbänke oder trockene Bachbetten und bieten ideale Nistmöglichkeiten für Wildbienen und Grabwespen.

Darüber hinaus wurden unterirdische Tümpel mit Bentonit angelegt, um Regenwasser zu speichern und feuchte Mikrohabitate für seltene Pflanzen wie die Sibirische Schwertlilie und den Teufelsabbiss zu schaffen. An den Rändern der Anlage wachsen lichte Trockenwälder mit Föhren und Flaumeichen, die ein vielfältiges Blütenangebot für Bestäuber bereithalten. Pflanzen wie die Pfirsichblättrige Glockenblume und der Edel-Gamander locken eine Vielzahl an Wildbienen an.

Ein weiteres bedeutendes Projekt war die Umwandlung einer früher eintönigen Grasfläche nahe des Seehundeausgangs in eine artenreiche Wildblumenwiese. Hier werden seit 2023 gezielt Wildbienen-Monitorings durchgeführt. Bereits in der ersten Untersuchung konnten 39 Wildbienenarten aus 14 Gattungen nachgewiesen werden, darunter auch Arten, die auf der Roten Liste der gefährdeten Wildbienen der Schweiz stehen.

Foto: Grosse gelbe Hummel beim Bestäuben einer Blüte

Der Europäische Bienenfresser im Tierpark Bern

Der Europäische Bienenfresser (Merops apiaster) zählt zu den farbenprächtigsten Vogelarten Europas. Seit Mai 2024 beherbergt der Tierpark Bern eine Gruppe von zwölf dieser faszinierenden Vögel in einer eigens gestalteten Voliere. Bereits in kurzer Zeit konnten erste Nachzuchten verzeichnet werden, was den erfolgreichen Start des Projekts unterstreicht.        

Die Anlage umfasst

  • Eine Aussenvoliere, die das Biotop der Schweizer Steppe nachbildet.

  • Eine Innenvoliere, die einen afrikanischen Lebensraum nachbildet und den Vögeln Schutz in kälteren Monaten bietet.

Der Bienenfresser ernährt sich hauptsächlich von

  • Honigbienen (Apis mellifera)

  • Wildbienen (z. B. Hummeln, Sandbienen)

  • Wespen

  • Schmetterlingen und Raupen

  • Libellen und Fliegen

  • Heuschrecken

Foto: Bienenfresser im Anflug auf einen Zweig mit erbeuteter Biene im Schnabel

Der Bienenfresser und seine Rolle im Ökosystem

Der farbenprächtige Bienenfresser ist ein faszinierender Vogel, der vor allem für seine Jagdtechnik bekannt ist. Wie sein Name schon verrät, ernährt er sich unter anderem von Bienen, Wespen und anderen fliegenden Insekten. Dies wirft oft die Frage auf, ob der Bienenfresser eine Gefahr für Wildbienenpopulationen darstellt.

Im Tierpark Bern wurde bei der Gestaltung der Bienenfresser-Anlage darauf geachtet, dass Wildbienen trotz der Anwesenheit der Vögel weiterhin gute Lebensbedingungen vorfinden. Eine durchdachte Pflanzenauswahl sorgt dafür, dass die Bestäuber nicht in grosser Zahl zum Opfer fallen. Frühblüher wie Küchenschelle, Felsenkirsche und Heidekraut blühen bereits ab, bevor die Bienenfresser im Mai verstärkt aktiv werden. Im späteren Jahresverlauf dominieren Pflanzen wie Echtes Seifenkraut und Etrusker Geissblatt, die eher von Nachtfaltern bestäubt werden. Dadurch bleibt das Nahrungsangebot für Wildbienen erhalten, während die Bienenfresser dennoch genügend Beute finden.

Zudem konzentrieren sich Bienenfresser oft auf Honigbienen, die in grosser Zahl vorkommen, anstatt gezielt seltene Wildbienenarten zu jagen. Ihr Jagdverhalten ist also kein ernsthafter Bedrohungsfaktor für die Wildbienenpopulationen im Tierpark. Vielmehr trägt die naturnahe Gestaltung der Anlage dazu bei, dass sich sowohl Bienenfresser als auch Wildbienen wohlfühlen können.

Foto: Zwei Bienenfresser auf einem Ast während der Paarungszeit

Warum der Bienenfresser keine Bedrohung für Bienen darstellt

Begrenzte Nahrungsaufnahme
Ein Bienenfresser frisst zwar Bienen, aber er jagt nicht gezielt nur diese Insekten. Seine Nahrung besteht aus einer Vielzahl von Fluginsekten, darunter Heuschrecken, Libellen, Käfer, Fliegen und Schmetterlinge. Bienen machen nur einen kleinen Teil seiner Nahrung aus.

Bienenpopulationen werden nicht gefährdet
Der grösste Feind der Bienen ist nicht der Bienenfresser, sondern der Mensch. Pestizide, Monokulturen, Habitatverlust und Krankheiten wie die Varroamilbe sind die Hauptgründe für das Bienensterben. Der Einfluss des Bienenfressers auf die Bienenpopulation ist im Vergleich dazu minimal.

Regulator für das Ökosystem
Der Bienenfresser trägt zur natürlichen Balance bei, indem er verschiedene Insektenpopulationen reguliert. Ohne natürliche Fressfeinde könnten sich manche Insekten unkontrolliert vermehren, was das Gleichgewicht des Ökosystems stören würde.

Foto: Pulsatilla vulgaris (Küchenschelle)

Bienenfreundliche Pflanzen im Tierpark Bern

Für die Wildbienenpopulation im Tierpark Bern, wurde eine durchdachte Auswahl an Pflanzen getroffen.

Frühblüher (Verblüht, wenn Bienenfresser aktiv werden)

  • Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris)
  • Felsenkirsche (Prunus mahaleb)
  • Heidekraut (Erica carnea)

Windbestäubte Gräser (ziehen keine Insekten an)

  • Diverse Steppen- und Trockenrasen-Gräser

Pflanzen, die von Nachtfaltern bestäubt werden, wie

  • Echtes Seifenkraut (Saponaria officinalis)
  • Etrusker Geissblatt (Lonicera etrusca)

Labkräuter und Graslilien (sind wichtige Nahrungsquellen für eine Vielzahl von Insekten, darunter auch einige, die möglicherweise weniger häufig von Bienenfressern erbeutet werden)

  • Labkräuter (Galium spp.)
  • Graslilien (Anthericum spp.)

Stauden, die vor allem Honigbienen anziehen

  • Deutsche Schwertlilie (Iris germanica)

Die Bepflanzung wurde sorgfältig auf die Standortbedingungen abgestimmt. Der nährstoffarme, durchlässige Lehmsandboden ahmt die natürlichen Bedingungen einer Steppenlandschaft nach und bietet vielen Pflanzen ideale Wachstumsbedingungen. Dies trägt dazu bei, dass die Pflanzen gesund gedeihen und eine vielfältige Bestäuberpopulation, einschliesslich Wildbienen, gefördert wird.

Foto: Farbenprächtige Bienenfresser auf einem Ast

Gestaltung ausserhalb der Anlage

  • Trockene Bachbettlandschaften mit ungewaschenem Kies und Wandkies als Nistplätze für Wildbienen und Grabwespen.
  • Unterirdische Tümpel mit Bentonit, um seltene Riedwiesen-Pflanzen wie Sibirische Schwertlilie, Teufelsabbiss, Wollgras und Gelbe Spargelerbse anzusiedeln.
  • Lichter Trockenwald mit Föhren, Flaumeichen und einem artenreichen Unterwuchs.
  • Versteckte Hummelhöhle zur Förderung von Hummelpopulationen.
  • Zusätzliche Kleinlebensräume wie Totholz, Trockenmauern und Übergänge zum Flamingoteichufer.
Foto: Zartrosa Blüten von Saponaria officinalis

Insektenvielfalt in der Schweiz – Interaktive Verbreitungskarte

Wo leben welche Insekten? Eine Heatmap zur Verbreitung der Arten

Insekten spielen eine zentrale Rolle in unserem Ökosystem, doch ihre Bestände verändern sich stetig. Mit der interaktiven Verbreitungskarte können Sie nachvollziehen, wo verschiedene Insektenarten in der Schweiz vorkommen. Die Daten stammen aus wissenschaftlichen Erhebungen und Meldungen engagierter Naturbeobachter.

Entdecken Sie die Hotspots der Insektenvielfalt in der Schweiz: Zur Insektenverbreitungskarte Schweiz

Foto: Die Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius) fliegt hier in der Schweiz von März bis Mai

«Theo erzählt» – Wildbienen

In dieser spannenden Podcast-Folge erzählt der siebenjährige Tierexperte Theo alles über Wildbienen! Warum sind sie so wichtig für unsere Natur? Wie leben sie? Und was können wir tun, um sie zu schützen? Hört rein und entdeckt die faszinierende Welt der Wildbienen!