Foto: Ruedi Schneiter Photography
07. März 2025

Wildtiere in und um Bern

Wer denkt, Wildtiere gäbe es nur tief im Wald oder hoch in den Bergen, wird in Bern schnell eines Besseren belehrt. Ob mitten in der Stadt, in den Aareauen oder am Waldrand – die Region Bern ist ein lebendiger Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren. Vom scheuen Reh bis zum kecken Stadtfuchs, vom pfeilschnellen Eisvogel bis zum nachtaktiven Dachs: Die Natur zeigt sich bei uns von ihrer überraschend wilden Seite.

Foto: Biber, Christine Aeschlimann

Unsere wilden Nachbarn

Bern ist von Wäldern, Flüssen und Wiesen umgeben – doch viele Wildtiere leben längst auch mitten unter uns. Besonders bekannt ist der Rotfuchs, der nicht nur in den umliegenden Wäldern, sondern auch in den Stadtquartieren unterwegs ist. In Gärten, Friedhöfen und Parks findet er Unterschlupf, Nahrung – und erstaunlich viel Ruhe. Auch Dachse sind in der Stadt aktiv, wenn auch meist nachts. Ihre Baue liegen oft gut versteckt in Waldböschungen, manchmal sogar unter Gartenhäuschen.

Aufmerksame Spaziergänger können im Dählhölzliwald oder an der Aare Rehe entdecken. Vor allem in den frühen Morgenstunden oder bei Sonnenuntergang wagen sich die scheuen Tiere aus dem Dickicht. Wildschweine halten sich lieber etwas ausserhalb der Stadt auf – etwa in grösseren Waldstücken – sind aber ebenfalls in der Region heimisch.

Neben diesen grösseren Säugetieren beleben viele kleinere Tiere unsere Umgebung: Eichhörnchen flitzen durch Bäume in Parks und Innenhöfen, Igel schnaufen nachts durch Gärten, und in feuchten Ecken quaken Frösche oder kriechen Salamander durchs Laub. Selbst seltene Arten wie der Feuersalamander oder die Haselmaus haben in Bern noch Rückzugsorte.

Und auch die Vogelwelt ist beeindruckend: In der Stadt und an der Aare lassen sich Amseln, Rotkehlchen, Turmfalken, Spechte, Eisvögel oder sogar der majestätische Rotmilan beobachten. Wer mit offenen Augen durch Bern spaziert, hört und sieht mehr Natur als man je vermutet hätte.

Foto: Wildvögel in Bern, Beatrice Sagara Zurbruegg

Lebensräume von Stadt bis Stadtrand

Bern liegt in einer einzigartigen Landschaft, wo Stadtleben und Natur eng verflochten sind. Die Stadt selbst bietet mit ihren Parks, Gärten und Flussufern überraschend viele Rückzugsorte für Wildtiere. Die Aare mit ihren naturnahen Ufern ist nicht nur Lebensraum für Enten und Schwäne, sondern auch für den Biber, der sich in den letzten Jahren wieder erfolgreich angesiedelt hat. Entlang der Aare leben mehrere Biberfamilien – teilweise mitten im Stadtgebiet.

In den umliegenden Wäldern – etwa dem Bremgartenwald, dem Könizbergwald oder dem Gurten – finden viele Tiere ideale Bedingungen. Rehe, Wildschweine, Füchse und Dachse nutzen diese Rückzugsorte ebenso wie zahlreiche Vögel, Amphibien, Reptilien und Insekten. Die Übergangsbereiche zwischen Wald und Feld sind besonders artenreich: Hier treffen Jagdgebiete und Verstecke aufeinander.

Auch die Stadt selbst ist voller Lebensräume: Alte Bäume in Innenhöfen, Hecken in Gärten, Teiche im Botanischen Garten oder die Uferzonen entlang der Aare – all das sind wertvolle Biotope. Bern zeigt, wie gut sich Natur und Stadt vertragen können, wenn man ihr ein wenig Raum lässt.

Foto: Wildschwein, Petra Sieber

Wer wann aktiv ist

Viele Wildtiere sind nacht- oder dämmerungsaktiv. Rehe kommen meist früh morgens oder abends aus ihrem Versteck. Füchse und Dachse sind vor allem nachts unterwegs. Auch Igel und Marder meiden die Tageszeit und werden erst bei Dunkelheit munter. Tagsüber haben wir bessere Chancen, Eichhörnchen oder Vögel zu beobachten. Besonders spannend wird es im Frühling, wenn Jungtiere geboren werden – mit etwas Glück sieht man junge Füchse beim Spielen oder Rehkitze im hohen Gras.

Im Herbst fressen sich viele Tiere Energiereserven für den Winter an. Igel und Siebenschläfer verschwinden dann für Monate im Winterschlaf, während Dachse und Rehe in Winterruhe oder Energiesparmodus verfallen. Der Jahreslauf bestimmt das Verhalten der Tiere – und jede Jahreszeit bringt neue Beobachtungsmöglichkeiten mit sich.

Foto: Rotfuchs (Vulpes vulpes)

Seltene und geschützte Gäste

Einige Tiere in und um Bern sind wahre Kostbarkeiten. Besonders eindrücklich ist die Rückkehr des Bibers. Noch vor wenigen Jahrzehnten galt er in der Schweiz als ausgerottet – heute sind seine Spuren entlang der Aare wieder sichtbar: angenagte Bäume, Burgen und Dämme zeugen von seiner beeindruckenden Baukunst.

Auch der Fischotter, lange verschwunden, wurde kürzlich wieder an der Aare gesichtet. Seine Rückkehr gilt als kleiner Sensationserfolg für den Naturschutz. Ebenfalls erwähnenswert sind Fledermäuse, verschiedene Amphibien und seltene Vogelarten, die in Stadt und Umgebung überleben – oft unbemerkt, aber nicht weniger faszinierend.

Foto: Fischotter, Carsten Schmidt

Tipps für Naturbeobachtungen

Wildtiere achtsam entdecken

Die richtige Zeit wählen
Viele Wildtiere sind in der Dämmerung oder nachts aktiv. Früh morgens oder abends vor Sonnenuntergang sind die besten Zeiten, um beispielsweise Rehe, Füchse oder Igel zu beobachten. Vögel lassen sich besonders gut in den frühen Morgenstunden entdecken, wenn ihr Gesang durch die Landschaft klingt.

Leise und unauffällig sein
Wildtiere haben feine Sinne. Wer sie beobachten will, sollte sich ruhig verhalten, leise sprechen und hektische Bewegungen vermeiden. Tipp für Familien: Kleine Lauschpausen einlegen – wer hört als Erstes einen Vogelruf oder Rascheln im Gebüsch? Wenn möglich, gegen den Wind stehen, damit der eigene Geruch die Tiere nicht warnt.

Respektabstand halten
Wildtiere beobachten – ja. Anfassen oder Füttern – nein. Auch wenn Jungtiere niedlich wirken: Wer sich zu nah nähert, verursacht Stress oder Gefahr. Viele Tiere haben eine Fluchtdistanz. Wird diese unterschritten, fliehen sie. Besser ist es, mit Fernglas zu beobachten und dem Tier Raum zu lassen. Wird es unruhig, hilft nur: ruhig bleiben, zurückziehen.

Auf Wegen bleiben
Im Wald und auf Wiesen gilt: bitte auf den markierten Wegen bleiben. Tiere gewöhnen sich an feste Routen der Menschen und behalten so ihre Rückzugsorte. Querfeldeinlaufen kann Bodenbrüter oder versteckte Jungtiere gefährden – besonders in hohen Wiesen oder Feldrändern.

Hunde an die Leine
Hunde gehören in der Natur an die Leine – besonders im Wald, an Waldrändern oder während der Brut- und Setzzeit im Frühling. Selbst gut erzogene Hunde können Wildtiere aufscheuchen, verletzen oder töten. Rehkitze oder Feldhasen sind besonders gefährdet.

Rücksicht im Winter
In der kalten Jahreszeit haben Wildtiere wenig Energie und Nahrung. Jede Flucht kostet Kraft. Daher gilt: Auf offiziellen Wegen bleiben, Wildruhezonen beachten, Waldränder und schneefreie Lichtungen meiden. Viele Kantone informieren mit Karten und Hinweistafeln über geschützte Gebiete.

Spuren lesen
Man sieht kein Tier? Vielleicht aber seine Spuren. Reh-Hufabdrücke im weichen Boden, Fuchsspuren im Schnee, ein Dachsbau am Waldrand oder die Suhle eines Wildschweins – wer genau hinsieht, entdeckt vieles. Für Kinder wird die Spurensuche schnell zum Naturdetektivspiel.

Foto: Luchs Jungtier, Benjamin Boehlert

Gemeinsam für mehr Natur in der Stadt

Damit Wildtiere auch künftig in und um Bern ihren Platz haben, braucht es Rücksicht und Engagement. Schon kleine Gesten helfen: Durchgänge im Gartenzaun für Igel, einheimische Blumen für Wildbienen, Laubhaufen als Unterschlupf oder ein bewusst dunkler Garten in der Nacht.

Erfahren Sie, wie sich der Tierpark Bern im Rahmen des Biodiversitätskonzepts 2025–2035 für gefährdete Tierarten, naturnahe Lebensräume und Umweltbildung einsetzt – in enger Zusammenarbeit mit Stadt Bern und Partnerinstitutionen.

Mehr erfahren über das Biodiversitätskonzepts

Foto: Mauereidechsen bevorzugen südexponierte, sonnige Standorte