Zwei Wisente aus dem Berner Tierpark erkunden seit gestern, 24. Nov. 2021, gemeinsam mit sieben weiteren Artgenossen aus europĂ€ischen Zoos die Weiten der abgelegenen BergwĂ€lder im nordöstlichen Aserbaidschan. Vor mehr als 90 Jahren wurde der letzte Wisent im Kaukasus geschossen. Nun ist es dem WWF in Zusammenarbeit mit dem Tierpark Bern und dem Tierpark Berlin gelungen, Wisente aus europĂ€ischen Zoos in ihre angestammte Heimat zu bringen. Bereits im FrĂŒhjahr 2022 sollen die Tiere aus dem Akklimationsareal in die Kernzone des Shahdag Nationalpark ausgewildert werden.In der fĂŒnf Hektaren grossen Wisentanlage im Tierpark Bern streifen die Berner Wisente durch den naturbelassenen Wald und ziehen regelmĂ€ssig Jungtiere auf. Insgesamt 17 Wisentnachzuchten konnten seit dem Jahr 2000 in Auswilderungsprojekte in Polen, Russland und RumĂ€nien abgegeben werden: Wiederansiedlungen dieser Art leisten einen massgeblichen Beitrag, um die biologische Vielfalt in den jeweiligen Regionen zu erhalten. «Umso mehr freuen wir uns, dass wir nun in Partnerschaft mit so vielen Akteurinnen und Akteuren mit zwei mĂ€nnlichen Wisente auch einen Beitrag zum Arterhalt dieser bedrohten Tierart in Aserbaidschan leisten können», erklĂ€rt Meret Huwiler, Kuratorin des Tierpark Bern. Der Tierpark Bern beteiligt sich nicht nur mit zwei Wisentbullen an der Auswilderung, sondern â gemeinsam mit dem WWF Schweiz â auch an den Kosten des aufwĂ€ndigen Transports.
«Im Grossen Kaukasus finden die Wildrinder noch grosse zusammenhĂ€ngende BergmischwĂ€lder mit einem natĂŒrlichen Nahrungsangebot. Gleichzeitig bieten die riesigen Naturschutzgebiete genĂŒgend Platz und Schutz fĂŒr BestĂ€nde mit mehreren hundert Tieren. Die Wiederbesiedlung des Wisents ist ein Kraftakt, der nur durch eine langfristige vertrauensvolle Zusammenarbeit von internationalen, nationalen und nicht zuletzt lokalen Partnern geleistet werden kann», erklĂ€rt Aurel Heidelberg, zustĂ€ndig fĂŒr die Ăkoregion Kaukasus beim WWF Deutschland. Er koordiniert die Transportlogistik fĂŒr die tonnenschwere lebende Fracht von Deutschland und der Schweiz nach Aserbaidschan und die fachliche Begleitung der Auswilderung im Shahdag Nationalpark.Im Rahmen des Erhaltungszuchtprogramms des EuropĂ€ischen Zooverbandes EAZA wurden die beiden mĂ€nnlichen Jungbullen aus dem Tierpark Bern, geb. 2019, fĂŒr das Auswilderungsprojekt im Kaukasus ausgewĂ€hlt und nach Frankfurt, Hahn transportiert. Dort stiessen sie auf sieben Artgenossen aus den Zoologischen GĂ€rten Kolmarden und Boras (Schweden), Prag (Tschechischen Republik) sowie Chemnitz, Köln, Bernburg und Karlsruhe (Deutschland), die im Tierpark Berlin auf den Transport vorbereitet wurden.Um sich an ihre neue Heimat zu gewöhnen, halten sich die Wildrinder zunĂ€chst in einem 300 Hektaren grossen umzĂ€unten Areal auf. In der Wildnis angekommen, mĂŒssen sich die Tiere bestimmte angeborenen Verhaltensweisen wieder aneignen. Dazu gehört zum Beispiel natĂŒrliche Schutzmechanismen gegenĂŒber grossen Raubtieren. Einzelne Wisente werden mit GPS-HalsbĂ€ndern ausgestattet, um die Herde begleiten und ihre Bewegungen besser verfolgen zu können
Die Wisente werden voraussichtlich im FrĂŒhjahr 2022 in der Kernzone des Nationalparks ausgewildert. Damit bilden sie die zweite Herde, die im Rahmen des Wiederansiedlungsprojekts entlassen wird. Die erste Herde wird das Auswilderungszentrum noch Ende November 2021 verlassen. Unter diesen 20 Wisenten befinden sich 16 Tiere aus vorigen Transporten sowie vier vor Ort geborene KĂ€lber.